• Middleton: Beaver Hunting in Canada 1777

  • Conrad Gesner Historiæ Animalium 1558

  • Kanadisches Mobilisierungsplakat 2.Weltkrieg

  • Briefmarke Polen Biber 1,25 Zloty

  • Wappen Eno (Finnland)

Balduin Möllhausen: Wanderungen durch die Prairien

Balduin Möllhausen (* 27. Januar 1825 in Bonn; † 28. Mai 1905 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller und Reisender.

 

Balduin Möllhausen: Wanderungen durch die Prairien und Wüsten des westlichen Nordamerika - Kapitel 30

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Wie gewöhnlich begünstigte das prächtigste Wetter unseren Aufbruch am 6. Februar. Dichtes Weidengestrüpp umgab uns von allen Seiten, so daß wir im Flusse selbst langsam unsere Straße verfolgen mußten. Anfangs war der Sand fest, doch je weiter wir zogen, desto unsicherer wurde der Boden; das Thal verengte sich, und hätten wir auch das Flußbette verlassen und uns einen Weg durch wild verworrenes Gestrüpp bahnen wollen, so würden wir doch wenig dadurch gewonnen haben, denn rings umher stand das Thal unter Wasser. Wir überzeugten uns davon, daß dieses eine künstlich hergestellte Ueberschwemmung war, denn wir erreichten bald eine Anzahl von Dämmen, die mit solchem Scharfsinn und solcher Ueberlegung gebaut waren, daß das zuströmende Wasser eine gewisse Höhe nicht übersteigen, zugleich aber auch der Wasserstand in den Teichen nicht abnehmen konnte. Als ich so auf meinem vorsichtig watenden Maulthiere durch's tiefe Wasser ritt und mich über die kunstvollen Anlagen der fleißigen Biber freute (denn in einer Biber-Ansiedelung befanden wir uns), ergötzte ich mich vielfach über die Bemerkungen einiger Soldaten, die in den Wasserbauwerken die Nähe der Ansiedelungen von Menschen zu erkennen glaubten und sich schon am Ziele der halben Rationen wähnten. Es ist übrigens natürlich, daß Derjenige, der noch nie ein Biberdorf gesehen, die Arbeiten dieser klugen Thiere für Werke von Menschenhänden hält: denn auch nicht der geringste Verstoß in der Bauart verräth eine Unkenntniß der Wasserkraft und der nothwendigen Stärke der dem Wasser entgegenzustellenden Mauern. Kein einziger der Dämme ist in der ganzen Breite dem Drucke des gerade entgegenkommenden Wassers ausgesetzt, sondern schräg mit dem Strome und allmälig durch denselben ziehen sich die Bauwerke, die so lange erhöht werden, bis das vor denselben sich ansammelnde Wasser hinreichend tief befunden wird: ganz am Ende des Dammes wird eine Oeffnung gelassen, deren Größe ebenfalls so genau berechnet ist, daß eben so wenig das überflüssige Wasser über den Damm hinwegrieseln und denselben zerstören, als zu viel hinausfließen kann, wodurch der zur Anlage der Hütten nothwendige Wasserstand verringert würde. Leider sind die Biber so sehr scheu, daß es nur selten einem Menschen gelingt, sie bei ihrer Arbeit zu beobachten, und daher ist man größtentheils nur im Stande, in ihren Ansiedelungen durch die dort geschaffenen Werke auf den unermüdlichen Fleiß der Erbauer zu schließen. So giebt es z. B. in einer Biberrepublik zwei besondere Klassen von Arbeiten, nämlich erstens die zum allgemeinen Besten des ganzen Dorfes nothwendigen Dienstleistungen bei dem Erbauen neuer und bei dem Ausbessern schadhaft gewordener Dämme, und dann die Errichtung der einzelnen Wohnungen oder Hütten, die etagenweise im Wasser ausgeführt werden, so daß das obere Stockwerk die Höhe des Wasserspiegels überragt. An der ersten Art von Arbeit nimmt die ganze Bevölkerung ohne Unterschied des Geschlechts oder Alters Theil, und daher gelingt den vereinten Kräften der ganzen Bevölkerung Manches, was uns beim ersten Anblick unglaublich erscheinen muß. So werden überhängende Bäume, die mehr als einen Fuß im Durchmesser haben, geschickt abgenagt, so daß sie niederbrechend in's Wasser stürzen müssen; frische Arbeiter sind dann sogleich zur Hand, um Zweige und Aeste von den Stämmen zu trennen und die Stämme selbst so weit abzunagen, wie sie noch etwa auf dem Ufer festliegen, um sodann den schwimmenden Theil mit Leichtigkeit an den Ort seiner Bestimmung zu flößen. Dort nun befinden sich wieder andere Arbeiter, die mit Zweigen, Schlamm und Erde vorausgeeilt sind, um den treibenden Block sogleich zu befestigen; immer neues Baumaterial wird herbeigeschafft, mit Umsicht übereinander gefügt und befestigt, und bald erhebt sich wie eine Mauer der Damm aus dem Wasser, welchen die klugen Baumeister, an demselben hinaufkriechend, mit ihren breiten Schwänzen wie mit Maurerkellen glätten, wodurch sie ihm nicht nur ein besseres Ansehen, sondern auch mehr Festigkeit geben. Nun erst, nachdem diese öffentliche Arbeit beendigt ist, denken die einzelnen Mitglieder an die zweite Art ihrer Arbeiten, nämlich an die Errichtung ihrer eigenen Hütten, und Jeder, unbekümmert um den Andern, geht an's Werk, an einer ihm passenden Stelle eine seinen Wünschen und Neigungen entsprechende Wohnung zu gründen, in welcher er nach Bequemlichkeit in einem Gemache oberhalb des Wassers der Ruhe pflegen und bei herannahender Gefahr durch den Boden unbemerkt hinab in's Wasser gleiten kann. Den Stand des Wassers berechnen die klugen Thiere an ihren Wohnungen; nimmt das Wasser durch Regengüsse oder auf andere Weise zu sehr überhand, so werden bald einige Biber an der Oeffnung des Dammes sein, die zur Entfernung des überflüssigen Wassers bestimmt ist, und dieselbe erweitern, oder wenn lange Trockenheit es erheischen sollte, dieselbe verengen oder nach Umständen auch ganz verstopfen. Auf diese Weise geben die Biber das Bild einer friedlichen, in Allem unter sich einverstandenen, betriebsamen Gemeinde. Der Mensch, der mit unbefangenem Geiste die weisen Gesetze der Natur bewundert und liebevoll die zarten Keime der Pflanzen beobachtet, die, einer unwiderstehlichen Kraft gehorchend, üppig emporschießen, Reiz und Anmuth über die Erde verbreitend, findet auch in dem Leben und Treiben der harmlosen Biber, so wie der ganzen Thierwelt, eine Hinweisung auf eine Alles lenkende gewaltige Macht, vor der er sich mit frommem Gemüthe demüthig beugt.

Der eigenthümliche Scharfsinn, den die Biber überall verrathen, wo sie gesellschaftlich leben, ist gar nicht mehr in den Thieren zu entdecken, wenn sie abgesondert von einander sind. Sie wohnen alsdann in Höhlen, die sie in die Ufer scharren, und mir planlos dem Instinkte folgend, nagen sie an Bäumen und Holzblöcken. Auch in der Gefangenschaft zeigen sie nur unbeholfene Bewegungen, statt der großen Gewandtheit in der Freiheit, doch gewöhnen sie sich, wenn sie noch jung sind, schnell und leicht an menschliche Gesellschaft. Ich hatte einst lange Gelegenheit, den Biber zu beobachten, als ich auf einer Reise von New-Orleans nach Bremen zwei junge Exemplare mit mir führte, die durch ihr zutrauliches Wesen, so wie durch ihre klagenden, bettelnden Stimmen, die durchaus den Stimmen kleiner Kinder glichen, mir manche Zerstreuung auf der langen Seefahrt verschafften. Auch wurden sie nicht seekrank, während ein Paar mächtige graue Bären, einige andere reißende Thiere, so wie ein Adler, die sich ebenfalls in meiner Gesellschaft befanden, deutliche Symptome der Seekrankheit, besonders während eines lange anhaltenden Orkans, zeigten.

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