• Middleton: Beaver Hunting in Canada 1777

  • Conrad Gesner Historiæ Animalium 1558

  • Kanadisches Mobilisierungsplakat 2.Weltkrieg

  • Briefmarke Polen Biber 1,25 Zloty

  • Wappen Eno (Finnland)

Das Pfennig-Magazin 7.Dezember 1833

 

Das Pfennig-Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse war die erste deutsche Illustrierte. Sie erschien wöchentlich vom 4. Mai 1833 bis 1855 mit einer Auflage von bis zu 100.000 Exemplaren (z. B. 1847).

 

Die Hefte umfassten jeweils acht Seiten im Quartformat, die mit bis zu sechs Holzstichen illustriert waren.

 

In Nr. 1 des Pfennig-Magazins heißt es: „Die Verbreitung nützlicher Kenntnisse ist das schönste Geschenk, das man seinem Jahrhundert machen kann.“

 

Verleger, Chefredakteur und vielfach Verfasser der Aufsätze war Johann Jakob Weber, der ab 1843 auch die Illustrirte Zeitung in Leipzig herausgab.

http://de.wikisource.org/wiki/Das_Pfennig-Magazin

Artikeltext:

Der außerordentliche Instinkt, welchen der Biber in der Freiheit entwickelt, ist lange ein Gegenstand der Bewunderung gewesen; aber wie immer, hat sich auch manches Uebertriebene und Unrichtige den Nachrichten, die wir davon haben, beigemischt. Was Erzeugnis seines Naturtriebes war, wurde auf Rechnung des Nachdenkens gesetzt. Statt seine Arbeiten mit denen der Biene, der Ameise zu vergleichen, schrieb man ihm die Thätigkeit des denkenden Menschen zu. Zuerst trug die Zeit das Ihrige hierzu bei, wo der Biber arbeitet. Er ist nämlich von Natur furchtsam und achtet auf Alles, was ihm Nachtheil bringen kann; meist ist er daher nur in der Nacht thätig, und wer konnte ihn da genau beobachten? Dann kommen die meisten Nachrichten über ihn von Pelzhändlern und Indianern, bei denen sich Unwissenheit und Leichtgläubigkeit die Hand boten. Das Beste, was über ihn geschrieben wurde, findet sich in Dr. Johann Godman's Naturgeschichte Nordamerika's, und aus ihr ist das Folgende mitgetheilt.

Wmn man den Biber obenhin ansieht, so gleicht er einer recht großen Ratte. Allein er ist, bei näherer Vergleichung, mit einem viel dickem, breitem Kopfe ausgestattet, welcher oben flach ist. Dann hat er einen breiten, schuppigen Schwanz, der ihn von allen andern Geschöpfen unterscheidet. Wo er in der Gefangenschaft oder einzeln lebt, ist er ein unruhiges, ja vielmehr dummes Thier, ungefähr wie ein zahmer Dachs. Er lernt nothdürftig seinen Herrn kennen und kommt, wenn man ihn ruft, und verträgt sich mit den übrigen Hausthieren. Nur in völlig unabhängigem Zustande entwickelt er jenen hohen, so oft bewunderten Grad des Instinktes, der sich besonders auf zwei Gegenstande bezieht: 1) auf die Bauart seiner Wohnung; 2) auf die Wahl des Ortes dazu. Er sieht, in Betreff des letztem, stets darauf, Wasser zu finden, das nie ganz bis auf den Boden friert, und kann er keine solche tiefe Stelle treffen, so führt er einen Damm auf, der dem Wasser den Abfluß verwehrt. Den Damm bauet er sich aus Stämmen und Zweigen von kleinen Birken, Weiden, Pappeln, Maulbeerbäumen u. s. w. Schon früh im Sommer wird das Bauholz niedergehauen und von der Mitte oder dem Ende des Augusts an beginnt er den Bau feiner Wohnung selbst. Man findet oft acht Zoll starke Baume von ihm abgenagt, und fünf bis sechs Zoll starke sind nicht selten. Zugleich hauet er sie ab, so daß sie in's Wasser fallen und dann dahin schwimmen, wo sie ihm vonnöthen sind. Oft ist die Gegend in der Nähe seines Dammes so voll Baumstümpfe, daß man, mit dem Daseyn der Biber unbekannt, glauben könnte, die Axt des Menschen sev hier thätig gewesen. Die Gestalt, welche er seinem Damme giebt, ist nach den Umständen verschieden: er läßt ihn gerade laufen, wenn der Fluß sanft und still dahin gleitet, und giebt ihm eine bedeutende Krümmung, mit der Spitze nach der Strömung gerichtet, wenn diese stark ist. Mit den Stammen und Zweigen mischt er Schlamm und Steine, und da mit der Zeit diese letztern sich verbinden, die Stämme und Zweige aber Wurzel fassen und ausschlagen und sich so vereinen, so wird der Bau stark genug, daß demselben das Wasser nicht schadet, das Ganze aber endlich ein sehr regelmäßiges Ansehen gewinnt. In gleicher Art erbauet er sich auch die Wohnung, mit Rücksicht auf die Zahl derer, welche darin dem Winter zubringen wollen. Kreuzweise und horizontal häuft er Zweige und Erde und Steine übereinander und sorgt nur dafür, daß in der Mitte eine Höhle bleibt, die eine regelmäßige Wand erhält, indem er die nach innen vorstehenden Zweige abnagt. Alles, was er dazu braucht, trägt er mit den Vorderpfoten herbei. Oft findet man Stroh oder Gras in den Wanden dieser Wohnungen, ohne daß aber darüber etwas Anderes, als der Zufall entschieden hätte. Der breite Schwanz dient, um die horizontale Schichtung der Materialien zu fördern und die Verbindung inniger zu machen, indem sie darauf schlagen, gleichwie mit einer Maurerkelle. Die ganze Hütte wird mit Schlamm überzogen und wenn der Frost diese durchdringt, bekommt der Bau eine noch größere Festigkeit. Das Schlagen mit dem Schwänze behält dieß Thier auch in der Gefangenschaft bei, ohne daß es dabei den geringsten Zweck hätte, und da der Biber beim Bauen seiner Hütte ihn nicht minder thätig sevn lassen wird, so darf man natürlich den Vergleich mit der Maurerkelle nicht zu weit treiben. Mit der Zeit werden die Wohnungen so hart, daß sie nicht ohne eiserne Werkzeuge zerstört werden können, und man wird sich darüber um so weniger wundern, wenn man weiß, daß die kegelförmige Decke in der Spitze wohl 4 bis 6 Fuß dick ist. Der Eingang in die Höhle ist immer unter dem Wasser, und möglichst weit vom Lande entfernt. An der Höhle arbeiten nur die, welche darin im Winter wohnen wollen, mit einem Worte, die zu einer Familie gehörigen Individuen; der Damm aber ist das Produkt allgemeiner Thätigkeit, an ihm nimmt die ganze Kolonie Antheil, da er allen Wohnungen zum Vortheile gereicht. Alles, was wir mitlheilten, zeigt, wie kunstreich sich der Instinkt des Bibers ausspricht; daß er aber durchaus nicht dem überlegen ist, was Biene, Ameise, Wespe und so manches andere Insekt sehen läßt. Der vereinzelte Biber, wie man ihn in Polen und Rußland und in andern Ländern findet, zeigt von diesem Instinkte nichts. Er gräbt sich nur eine Höhle am Ufer und richtet sich hier so gut ein, als er kann. Da dem Biber so sehr nachgestellt wird, so findet man auch schon in den amerikanischen Flüssen viele solche Einsiedler, wie man sie nennen könnte, die auf die künstlichen Bauten ihrer Vorältern verzichtet haben. Sie begnügen sich mit einer Menge Höhlungen, die in regelmäßiger Ferne von einander liegen, und in welchen sie Zuflucht suchen, wenn sie in der eigentlichen Wohnung aufgestört wurden.

Die Hauptnahrung des Thieres ist die Rinde von Eschen, Weiden, Birken, Pappeln, und, im Nothfalle, Fichten. Sie tragen davon zum Winter einen Vorrath ein. Auch Wurzeln von einigen Wasserpflanzen genießen sie. Der Biber wirft zwei bis fünf Junge, und ihre Stimme soll, wenn sie schreien, der eines weinenden Kindes täuschend ähnlich sevn. Ausgemachter ist es, daß sie beim Spielen sich äußerst possirlich gebährden. Dem Kapitän Franklin erzählte ein Bewohner der Hudsonsbai, daß er fünf dergleichen gesehen habe, die sich bald von einem Baumstamme ins Wasser hinabstießen, bald wieder hinaufkletterten und tausend Kurzweil trieben. Er hatte sich herbeigeschlichen, Feuer auf sie zu geben, allein die unschuldigen Spiele erinnerten ihn so lebhaft an die seiner Kinder, daß es ihm wehe that, ihnen das Leben zu rauben, und er sich entfernte.

Der Biber lebt viel in dem Wasser; er kann gut untertauchen, aber muß doch, um Athem zu schöpfen, bald wieder heraufkommen, und wird so die Beute des Menschen. Die Indianer, welche auf seinen Fang ausgehen, spüren erst seine Wohnung aus, wozu allerdings Gewandtheit gehört. Da die Jagd im Winter vornehmlich vorgenommen wird, weil das Fett nur in dieser Jahreszeit Werth hat, so geht der Jäger mit einer Lanze, die unten mit Eisen beschlagen ist, längs dem Ufer und stößt auf das Eis; aus dem Schalle kann er leicht abnehmen, wo sich eine Biberhöhle befindet. Er stößt dann ein Loch ins Eis, groß genug, einen Biber durchzulassen. Auf dem Ufer forschen indeß die Weiber nach den Bauen der Biber und suchen diese zu zertrümmern, was, wie schon erinnert, nicht ohne Mühe geschieht. Die aufgescheuchten Thiere eilen unter das Wasser, unter dem Eise hin und werden dann bald bemerkt, bald gethötet, so wie sie Luft zu schöpfen genöthigt sind. Die Menge dieser so getödteten Thiere ist außerordentlich groß, da gar keine Schonung geübt wird, und so allerdings am Ende das ganze Geschlecht ausgerottet werden wird. Von der Hudsonsbai-Kompagnie wurden im J. 1820 allein 60,000 Pelze verkauft. Daher hat der Ertrag dieses Artikels doch schon bedeutend abgenommen. An den Ufern der in den obern und mittlern Missuri fallenden Flüsse sieht man kaum noch einzelne dieser Thiere, und an der Hudsonsbai werden sie jährlich seltner.

Die am Missuri und Missisippi wohnenden Indianer fangen den Biber meist mit Fallen, welche ihnen von den amerikanischen Pelzhändlern geliehen werden, theils um die Jäger in Abhängigkeit zu erhalten, theils ihnen ihre Beute sicher abkaufen zu können. Der Biber hat aber einen feinen Geruch und es gehört daher große Kunst dazu, ihn zu berücken. Die Lockspeise wird von ihm selbst genommen. Es ist das sogenannte Bibergeil (Castoreum), eine fettige, in einer Bauchdrüse enthaltene, den Aerzten als krampfstillendes Mittel wohlbekannte Masse, die nach Einigen nur beim männlichen, nach Andern bei beiden Geschlechtern vorkommt. — Im Winter ist der Biber sehr fett, im Sommer aber desto magerer vom Arbeiten und vom Säugen der Jungen. Eben so hat das Fell dann gar keinen Werth.

 

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