• Middleton: Beaver Hunting in Canada 1777

  • Conrad Gesner Historiæ Animalium 1558

  • Kanadisches Mobilisierungsplakat 2.Weltkrieg

  • Briefmarke Polen Biber 1,25 Zloty

  • Wappen Eno (Finnland)

Edward Allen Talbot: Reise in Canada 1823

Reise in Canada und einem Theile der vereinigten Staaten von Nord-Amerika, im Jahre 1823: Nach dem Englischen
Edward Allen Talbot,Gutsbesitzer auf Talbot in Ober-Canada
Wien, Kaulfuß und Krammer, 1825

Unter allen Thieren scheint der Biber das verständigste zu seyn. Es ist der beste Baumeister und hat seinen Gesellschaftszustand auf's Vollkommenste geordnet, indem jeder Biber in seinem kleinen Staat die gemeinschaftliche Glückseligkeit und nicht seine persönliche Bequemlichkeit befördert. Der ausgewachsene Biber wiegt selten über 50 Pfund, und von der Schnauze bis zum Anfange des Schwanzes ist er 2 Fuß 9 Zoll lang; der Leib hat kaum 27 Zoll im Umkreise. Der Biber versteht durch seinen Bau das schnellfließendste Wasser aufzuhalten, und solchem nach Belieben ein neues Bette zu geben. Die Biber können die größten Baume fällen, und sind zugleich Arbeiter, Maurer, Wagenbauer und Baumeister. Ihr Schwanz ist flach und oval, und wie bey den Fischen mit Schuppen bedeckt. Mit Hülfe des Schwanzes, als eines Steuerruders, wissen sich die Biber in schnellen Flüssen dennoch zu helfen. Die Zehen der Hinterfüße verbindet eine pergamentartige Haut, welche den Zehen der Vorderfüße fehlt. Der Vordertheil der Biber gleicht dem Baue der Thiere, welche auf dem Lande leben, und der Hintertheil den Wasserthieren. Die Biber haben vier Zehen, welche sie nach Bequemlichkeit als Axt, Säge und als eine Deichsel oder Krummeisen gebrauchen können.
Wenn etwa die Menschen im frühen Theile des Sommers den Bibern ihre Wohnung zerstört haben, so machen sie einen neuen Bau, und wo möglich an einem sicherern Orte. Bey einem neuen Bau sehen sie jedes Mahl auf nahes Zimmerholz und Holz mit weichen Rinden, sowohl um sich davon zu ernähren, als um Dämme zu bauen. Gemeiniglich wählen sie zum Fällen Stämme von 6 Fuß Umkreis, und nagen sie in der Höhe von 18 Zoll von der Erde ab, jedoch so, daß der Baum nach dem Wasser zu fällt. Zu gleicher Zeit fällen andere Biber kleinere Bäume, und eine dritte Division macht Mörtel, und bringt solchen nach der Stelle des Wasserdammes. Wenn der Mörtel oder Klai hinreichende Festigkeit erlangt hat, so legt sich einer der stärksten Biber auf den Rücken, und seine Gehülfen laden auf den Leib dieses Bibers eine große Masse Mörtel; alsdann fassen zwey Biber den Beladenen bey den Ohren, und schleppen ihn mit seiner Last bis ans Wasser; ja sie ziehen ihn in solches bis nahe an die Dammstelle, wo sie den Mörtel gebrauchen. Oft sind ihre Dämme 150 bis 200 Fuß lang. Wenn dieß der Fall ist, so fällen sie einen Baum an jeder Seite des Flusses, dergestalt, daß beyde Spitzen in der Mitte des Wasserstromes liegen. Dann nagen sie die Zweige ab, damit die Bäume dicht am Grunde liegen, nachher schneiden sie das kleinere Bauholz in Stücken von ungefähr 6 Fuß Länge und 4 Zoll Dicke, spitzen aber diese Pfähle an einem Ende, worauf sie solche im Bette des Flusses nahe bey einander festschlagen, und eben so, wie die Menschen durch Rippen, mit einander verbinden. So steht gewisser Maßen das Skelett ihres Dammes!
Die nächste Arbeit ist nun, den Damm mit Klai dicht zumachen, und nachher den ganzen Bau in gleiche rechtwinkelige Gemacher zu vertheilen. Die Zwischenwände dieser Gemächer reichen bis an die Fläche des Wassers. Das Mauerwerk besteht ganz aus Klai, und hat 2 Fuß Dicke. Über diese bauen sie Bogen mit zirkelrunden Zimmern, welche aber nur von der Wasserseite her einen Eingang haben. Auch diese Zimmer haben Bogen, und sind so zierlich und fest gepflastert, daß sie durch den stärksten und längsten Regen nicht zerstört werden können. Der Schwanz dieser Thiere dient ihnen sowohl zum Spaten als zur Maurerkelle, sowohl bey der Mischung des Mörtels als beym Anwürfe ihrer Wände. Ihre Arbeit ist so zierlich als die eines Stuckatur-Arbeiters. Die Unteren Zimmer dienen den Bibern nur als Zufluchtsort, wenn sie gestört werden, und zum Baden. Das zweyte Stockwerk enthält theils Wohnzimmer, theils Brutzimmer und theils Vorrathsgemächer. Die beyden ersten Gattungen sind mit Blättern und Kräutern verschiedener Art geschmackvoll gefüttert. Die Magazine sind Gemeingut der Gesellschaft; aber jede Familie hat ihre eigenthümlichen Gemächer, zu welchen Fremde nur als Besucher Zugang haben. Die Vorrathskammern sind reichlich mit jungen Stämmen weicher Rinden versehen, welche sie als Nahrung genießen. Die Zahl eines solchen Biberstaates enthält selten über 200 Biber, und nicht weniger als 50. Jede Familie besteht aus 4 bis 6 Mitgliedern, zwischen denen und unter den Familien gegen einander stets vollkommene Ruhe herrsche. Sie arbeiten niemahls für den Glanz und die Bequemlichkeit eines Einzigen, sondern sters für das gemeinschaftliche Interesse ihrer Staatsgesellschaft.
Die Jäger verfolgen die Biber sowohl wegen des Werthes ihres Pelzwerkes, als auch wegen des Bibergeils, dessen Werth auch die Indianer zu schätzen wissen.
Im Winter, wenn die Flüsse und Seen gefroren sind, pflegen diese Thiere in großer Menge erschlagen zu werden. In beträchtlicher Entfernung von dem Biberdamme hauen unterwärts im Sturme die Jäger Löcher in's Eis. Dann brechen sie in die oberen Gemächer ein, und treiben dadurch die Biber unter das Eis. Da sie aber nicht lange des Athemhohlens außer dem Wasser entbehren können, so flüchten sie nach den Stellen, wo das Eis aufgehauen worden ist. So wie sie aber ihren Kopf über dem Wasser zeigen, werden sie von den Jägern, welche darauf lauern, mit Speeren erstochen. Auf solche Art finden bisweilen hundert in einer Stunde ihren Tod, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß vor dem Ablaufe des nächsten Jahrhundertes Amerika nur wenige Biber behalten wird. Wenn sich ein Mensch im Sommer ihren Dämmen nähert, so geben sich die Biber einander ein Warnungszeichen, indem sie mit solcher Heftigkeit ihren Schwanz in's Wasser schlagen, daß man dieses Geräusch in der Entfernung mehrerer Meilen hören kann.
Man hat behauptet, daß es möglich sey, sie zahm zu machen, und auf solche Art vielleicht für die Colonisten sehr nützlich arbeiten zu lassen. Der jetzige Preis, eines Biberfelles ist in Canada 12 1/2 Th., folglich immer 1 1/2 Dollars weniger werth als das Fell eines ausgewachsenen Otters.

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