Johann Friedrich Blumenbach (* 11. Mai 1752 in Gotha; † 22. Januar 1840 in Göttingen) war ein deutscher Anatom, Zoologe und Anthropologe. Er gilt als wesentlicher Begründer der Zoologie und Anthropologie als wissenschaftlicher Disziplinen.
Handbuch der Naturgeschichte: Mit Kupfern, Band 1 Johann Friedrich Blumenbach
Göttingen, bey Johann Christian Dieterich, 1779 - 448 Seiten
Seite 136f.
38. CASTOR- Pedes tantum postici palmati.
I. Fiber. der Biber. C. cauda depessa, ovata, squamosa
J.E: Ridinger, Entw. ein Th. N. 84.
La Hontan, Memoires de l'Amer. septentr.
T.III.
Der Biber lebt in der nördlichen Erde, am liebsten in einsamen Gegenden und Teichen und grössern Flüssen. Er geht zu Nachtzeit seinen Geschäften nach, und nährt sich von Baumrinden, zu deren Verdauung sein Magen ganz besonders eingerichtet, und gleich beym Eingang mit grossen Schleimdrüsen besetzt ist. Der Biber, wird wegen seiner feinen Haare für die Handlung , und für die Arzneykunst wegen einer schmierichten Substanz wichtig, die sich bey beiden Geschlechtern in besondern Behältern unterm Schwanze findet, und die unter dem unschicklichen Namen Bibergeil, als eins der wirksamsten Heilmittel verbraucht wird. Was aber diese Thiere, zumal für die Naturgeschichte, noch bey weitem merkwürdiger macht, sind die erstaunlichen Kunsttriebe mit welchen sie, besonders in den grossen Strömen von Nordamerika,, ihre Wohnungen anlegen. Unsere Europaischen Biber bauen zwar auch, allein da sie meist isolirt, höchstens nur wenige beysammen leben, so sind ihre Gebäude kleiner, zerstreut, meist unterm Wasser, und nicht so ins Grosse gehend, als der Biber in Canada ihre, die sich im Frühjahr zu Hunderten an den Ufern der Seen und Flüsse versammlen, und dann mit vereinten Kräften Wohnungen aufführen, die Menschenkunst beschämen, und bey deren Besitz ein Californier oder Feuerländer glücklich seyn würde. Sie fällen Bäume, behauen sie zu Pfälen, schleppen Steine, Thon etc. zusammen, führen grosse Dämme auf, und bauen dann erst ihre eigentlichen Wohnhütten dahinter, die von ovaler Form sind, und den Kralen der Hottentotten äneln. Sie sind nach
der verschiedenen Stärke der Familie die sie beziehen soll, auch von verschiedener Grösse, von vier bis zehn Fuß im Durchschnitt, und die von vier bis zwanzig und mehrern Bibern zum Aufenthalt. Jedes Haus hat meist eine doppelte Oeffnung, von denen die eine ins Wasser, die andere ans Ufer führt. Die ganze Wohnung wird überaus reinlich gehalten, und die Biber entledigen sich sogar ihres Unraths nur ausser dem Hause. Unterm Wasser legen sie Magazine an, und sammeln schon bey Gelegenheit ihres Baues die abgenagten Blätter und Rinden zu Wintervorrath. Im Herbst und Winter halten sie sich häuslich, begatten sich, und erziehen ihre Jungen, mit denen sie aber bey annahendem Frühling ihre Wohnungen bis auf den wärmern Sommer verlassen, und die Zwischenzeit tiefer im Land, im Gehölze zubringen, und sich bey saftigen Rinden und Knospen wohl seyn lassen.
Digitale Edition bei Google Books