• Middleton: Beaver Hunting in Canada 1777

  • Conrad Gesner Historiæ Animalium 1558

  • Kanadisches Mobilisierungsplakat 2.Weltkrieg

  • Briefmarke Polen Biber 1,25 Zloty

  • Wappen Eno (Finnland)

Oppel: Thiergeschichten 1873

Karl Oppel (* 9. August 1816; † 12. Mai 1903 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Schriftsteller.

Thiergeschichten. Erzählungen und Schilderungen aus dem Leben der Thiere,
Karl Oppel, Verlagsbuchhandlung J. Riedner Wiesbaden,; Philadelphia, Schäfer & Koradi, 1873 - 636 Seiten

Seite 222
Unter der fünften Familie, den Schwimmfüßern, ist das wichtigste Thier der Biber (Fig. 18).

Er ist jetzt in Deutschland nicht mehr häufig, hat an den Hinterfüßen Schwimmhäute und führt in Gesellschaft an Flußufern gemeinschaftliche Baue auf. Aus seinem Haare werden die feinsten Hüte, die sogenannten Castorhüte, gemacht, und aus einer Drüse in der Nähe des Schwanzes wird das Bibergeil gewonnen, eine sehr stark riechende Masse, die als beruhigend und krampfstillend in der Apotheke benutzt wird. — In Nordamerika gibt es noch mehr Biber, als bei uns; doch werden sie auch dort von Jahr zu Jahr seltener, weil sie zehntausendweise alljährlich gefangen werden.
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Seite 225f

Biberbauten

Die Biber wählen zu ihren Wohnungen einen Bach, dessen Ufer ihnen zum Bau ihrer Burgen geeignet scheinen, und einen Platz, an welchem es viel Lebensmittel in der Nähe gibt. Zuerst bauen sie einen Damm, um das Wasser so hoch zu stauen, daß es bis zum Boden ihrer Hütten reicht. Ein solcher Damm ist unten zehn bis zwölf Schuh dick und verjüngt sich nach oben bis zu zwei Fuß Dicke. Das Holz dazu wählen sie gewöhnlich arm- oder schenkeldick, zwei, vier bis sechs Fuß lang, senken ein Ende tief in den Boden, alle dicht neben einander, schieben dann kleinere und biegsamere Stöcke dazwischen und füllen die leeren Räume mit Lehm aus. Sie arbeiten in demselben Maße fort, wie das Wasser wächst, und hören erst auf, wenn es die Höhe ihres Hausbodens erreicht hat. Die Seite des Dammes gegen das Wasser hin ist abfällig, die andere steil. Der Damm ist so fest, daß man sicher darauf gehen kann, und die Biber füllen sogleich jedes entstehende Loch mit Lehm aus. Immer wird das Wasser so hoch gestaut, daß es mindestens vier Fuß über den Eingängen ihrer Röhren steht, damit die Eisdecke im Winter nicht so tief hinabreichen kann, um jene Ausgänge zu verschließen. Wenn das Wasser nur wenig Strömung hat, ist der Damm fast gerade; sonst bekommt er einen Bogen gegen den Strom hin.

Oberhalb dieses Dammes, am liebsten auf der Südseite der Insel, oft aber auch mitten im Strom, auf einer rostartigen Unterlage, bauen sich die Biber nun ihre sogenannten Burgen. Sie graben schief vom Ufer aus nach oben ihren Gang und schichten auf der Höhe des Ufers einen vier bis sieben Schuh hohen, zehn bis zwölf Fuß im Durchmesser haltenden, backofenartigen Hügel mit sehr dicken Wänden auf. Diese bestehen aus abgeschälten Holzstückchen, welche wirr durcheinander geworfen und vermittelst dazwischen gebrachten Sandes und Schlammes festgehalten werden. Eine solche Wohnung hat eine Kammer, gewölbt wie ein Backofen, am Boden mit kleinen Spänen bestreut. Neben dem Mundloch liegt noch eine Vorrathskammer, in welcher Nahrungsvorräthe aufgespeichert werden, Wurzeln von der Seerose und Aeste, von denen man oft einen ganzen Karren voll findet. Die Biber arbeiten unaufhörlich an der Wohnung und sammeln Vorräthe, bis sie das Eis hindert. Steigt das Wasser einmal zu hoch und dringt es ins Innere ihrer Burg, so machen sie durch die Kuppel ein Loch und entfliehen. Manchmal bleiben die Thiere drei bis vier Jahre in demselben Bau,

manchmal bauen sie sich neue, oder bessern einen alten aus; auch kommt es vor, daß sie eine neue Burg neben die alte setzen und mit ihr in Verbindung bringen.

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