Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 152-153.
Der Biber
[152] Der Biber, ein vierfüßiges Thier von der Größe eines starken Hundes, mit kurzen Füßen. Die Zehen der hintern Füße sind, wie bei den Gänsen, durch eine Schwimmhaut mit einander verbunden; der Balg ist aschgrau oder schwärzlich, und von sehr feinen Haaren; der Schwanz ist haarlos, und hat das Ansehen eines Karpfens. Der Biber weiß mit seinen starken hervor ragenden Vorderzähnen, wovon zwei oben und zwei unten stehen, starke Bäume so geschickt abzubeißen, als wenn sie abgehauen wären. Er pflegt dieses Geschäft in der Nähe eines Wassers vorzunehmen, und es so einzurichten, daß der Baum ins Wasser fallen muß. Mehrere Biber vereinigen sich bei dieser Arbeit mit einander, und schleppen die von ihnen gefällten entferntern Bäume gemeinschaftlich in das Wasser. Auf diesen Grund bauen sie sich Hütten von lehmigter Erde, welche sie mit ihrem Schwanze glatt und eben klopfen. Inzwischen verrichtet ein Biber diese Arbeit in seinem Leben nicht mehr als einmahl; wird sein künstliches Gebäude zerstört, so gräbt er sich für seinen künftigen Aufenthalt ein Loch in die Erde. Der Biber findet sich häufig in Nordamerika, ist aber auch in Europa, und insbesondere in Deutschland, an der Elbe, an der Donau und in andern Gegenden hie und da anzutreffen. Der Biber nützet den Menschen vorzüglich mit seinem Balge, [153] welcher von den Kürschnern verarbeitet wird; aus seinen Haaren werden die Castorhüte bereitet. Nächstdem hat man von ihm den so genannten Bibergeil, welcher in den Apotheken als ein Arzneimittel gebraucht wird. Diesen hat er zwischen den Hinterfüßen in einem eiförmigen Säckchen hängen, welches man trocknet, und welches einen sehr starken und unangenehmen Geruch hat. Das Fleisch des Bibers, und vorzüglich des Biberschwanzes, wird in den katholischen Ländern als eine Fastenspeise consumirt, weil der Biber zugleich im Wasser und auf dem Lande lebt, und also für ein Amphibion gehalten wird.