Barthold Heinrich Brockes (* 22. September 1680 in Hamburg; † 16. Januar 1747 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller und Dichter der frühen deutschen Aufklärung.
Sein Hauptwerk ist die naturlyrische Gedichtsammlung Irdisches Vergnügen in Gott, in der die Natur in ihrer Schönheit und Nützlichkeit als Mittler zwischen Mensch und Gott reflektiert wird.
Brockes, Barthold Heinrich: Irdisches Vergnügen in Gott. estehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten, Bd. 6. Hamburg, 1740
Die Bieber.
So oft ich hier vor diesem Kupfer, wenn es im Zimmer hänget, stehe:
So deucht mich, daß ich in demselben ein recht natürlich-wirklichs Feld,
Und ein durchsichtig-klares Wasser, aus einem offnen Fenster sehe.
Des Zimmers Wand scheint auf der Stell, als wär sie in der That durchbrochen;
So gar natürlich ist die Landschaft gebildet, und in Erz gestochen.
Die beyden Bieber sind so lebhaft in ihrer Handlung vorgestellt;
Man glaubt, man hör und seh sie nagen. Doch laßt uns nicht die Kunst allein,
Laßt uns das Urbild, die Natur, zum Ruhm des Schöpfers, hier betrachten,
Und wie sie diese Thiere, fast mit einem weisen Geist, verein’!
Der fast den Thiergeist übertrifft, der unserm sich fast naht, beachten,
Der Bieber Geist in Canada, daß nicht die Fluth ihr Nest verschwemme,
Haut große Balken, schleppt sie fort, verbindet sie, verfertigt Dämme,
Und leitet Ströme von sich ab. Ist dieses nicht Bewundernswerth,
Daß die Natur so plumpe Thiere so sonderbare Künste lehrt,
Und wird derselben Quell und Herr, auch hierin, nicht mit Recht verehrt?