Abu Muhammad ibn al-Baitar, auch Diya' ad-Din Abu Muhammad Abdallah ibn Ahmad ibn al-Baitar al-Malaqi (arabisch ضياء الدين أبو محمد عبدالله بن أحمد بن البيطار المالقي, DMG Ḍiyāʾ ad-Dīn Abū Muḥammad ʿAbd Allāh b. Aḥmad b. al-Baiṭār al-Mālaqī; * um 1190 in Benalmádena, Provinz Málaga; † 1248 in Damaskus) war ein spanisch-arabischer Arzt, Botaniker und Pharmakologe.
Grosse Zusammenstellung über die Kräfte der bekamten einfachen Heil- und Nahrungsmittel, Erster Band, von
Abd Allāh ibn Aḥmad Ibn al-Bayṭār
aus dem Arabischen übersetzt von Dr. Joseph v. Sontheimer, K.Württembergischer Generalstabsarzt, Ritter des Ordens der Würt.Krone und mehrere gelehrter Gesellschaften Mitglied
Stuttgart, Hallbergersche Verlagshandlung, 1840
Dschundubddaster, xxxxxxx. Castoreum. Castor Fiber. — Dioscorides im zweiten Buch. Dieses ist ein Thier, welches sowohl im Wasser als ausser demselben leben kann. Am Häufigsten hält es sich im Wasser auf, in welchem es von Fischen und Krebsen lebt. Die Hoden dieses Thieres liefern das Bibergeil. Dieses Thier gedeiht eben so gut auf dem festen Land als im Meer. Meistens hält es sich in Flüssen mit den Fischen und Krocodilen auf. Seine Hoden nüzen im Biss giftiger Thiere, und erregen, wenn man dieselben riecht, Niessen. Sie nüzen bei vielen Dingen. Wenn man davon zwei Mithkäl mit wilder Münze nimmt, so treiben sie den Monatfluss, und entfernen den Foetus und die Nachgeburt. Bei Blähungen und Poltern im Unterleib, bei Ohnmachten, und bei tödtlichen Arzneimitteln, vorzüglich bei dem tödtlichen Mittel Ixia genannt, welches Opium ist, wird das Bibergeil auch mit Essig genommen. Wenn es mit Rosenöl und Essig vermischt wird, und man damit den Kopf einreibt oder daran riecht, so weckt es die an Lethargus oder an anderen Uebeln leidenden Personen auf. Wenn man davon Räucheruugen macht, so hat es die gleiche Wirkung. Wenn es innerlich genommen oder eingerieben wird, so ist es beim Zittern der Glieder, bei Krämpfen und Schmerzen derselben und bei allen Nervenschmerzen heilsam. Im Allgemeinen ist die Kraft des Bibergeils erwärmend. Wähle immer die Hoden, die eine Wurzel haben, aber von einem Thier genommen werden; denn es ist unmöglich, dass zwei verbundene Hoden in einer und derselben Membran gefunden werden. Der Inhalt der Hoden gleicht einem übelriechenden Blut. Beide Hoden sind heiss brennend, leicht zerreiblich, und in mehreren natürlichen Membranen enthalten. Die Leute verfälschen das Bibergeil mit Gummi amoniacum. Sie nehmen dieses Gummi oder ein anderes mit Blut zusammengemachtes Gummi und Bibergeil, thun es in einen Beutel, und trocknen das Ganze. Falsch ist die Behauptung, dass dieses Thier beim Verfolgen und Nachspüren seine Hoden ausreisse und wegwerfe; indem es unmöglich ist, dass es mit dem Mund zu den Hoden gelangen kann, weil sie mit dem Thier auf die Art, wie es bei den Schweinen der Fall ist, verbunden sind. Man mnss die Haut der Hoden aufschneiden, und die Hoden mit ihren umkleidenden Häuten herausnehmen, die eine honigartige Feuchtigkeit enthalten. Man trocknet sie zum Gebrauch. — Galenits im eilften Buch. Das Bibergeil ist ein gepriesenes Arzneimittel, welches in vielen Dingen Nuzen leistet. Es erwärmt, trocknet, und nüzt bei Krankheiten der Nerven, bei Krämpfen, beim Zittern der Glieder, und bei von Feuchtigkeiten und ähnlichen Dingen erzeugten Ohnmachten; denn wenn man feuchte Körper, die der Trockenheit bedürfen, oder kalte Korper, die der Trockenheit und Wärme bedürfen, heilen will, so ist der Nuzen des Bibergeils gross; indem In keinem Theil des Körpers ein offenbarer Nachtheil auf den Gebrauch dieses Mittels sich kund gibt, vorzüglich dann nicht, wenn der Mensch fieberlos ist, oder ein nervöses Fieber hat, wie z.B. das Fieber mit Bewustlosigkeit, oder die Krankheit der Bewustlosigkeit. Mit Honigwasser wird es zu einem Esslöffel voll gereicht, ohne dass Jemand Nachtheil davon erfährt. Wenn der Monatfluss der Frauen zurückbleibt, so gibt man das Bibergeil, nachdem man ihre Körper masig von Blut entleert hat, mit wilder Flussmünze, welches ohne irgend einem Nachtheil für die Frauen den Monatfluss treibt. Es wird auch mit Honigwasser genommen. Wer an schwer zu zertheilenden Blähungen, an schmerzhaftem Poltern im Unterleib, oder an Ohnmachten leidet, welche von kalten dicken Säften oder von dicken Blähungen herrühren, der wird durch den Gebrauch des Bibergeils Nuzen ziehen, wenn er es mit dem aus Samen ausgezogenen Oel nimmt, so wie bei allen Fällen und Krankheiten, in welchen es nüzt, wenn es genommen wird. Es wird auch Hülfe leisten, wenn es äusserlich mit altem Olivenöl auf die Haut gelegt wird. Wessen Körper aber vieler Wärme bedürftig ist, der muss damit seinen Körper einreiben. Ein solcher Mensch zieht auch Nuzen von ihm, wenn er es auf Kohlen streut, worauf sich ein Rauch erhebt, den ein solcher Mensch durch die Nase einzieht. Die besondere Wirkung dieses Arzneimittels ist bei allen kalten feuchten Krankheiten, die sich in den Lungen und im Gehirn entwickeln. In Krankheiten mit Bewustlosigkeit und Sopor von Fiebern herrührend wird es mit Oelen verbunden, und auf den Kopf und Hals gelegt. — Elthabari. Das Bibergeil erwärmt die kalten Glieder, und ist eine Erbse gross genommen im Gebärmuttervorfall und bei Kälte des Muttermunds sowie beim Löwenbiss von Nuzen. Wenn es mit Olivenöl erwärmt und auf den Kopf gelegt wird, so nüzt es bei dem von Kälte und dicken Blähungen entstandenen Kopfweh. Wenn es gepulvert als Augenmittel gebraucht wird, so reinigt es die Dunkelheit der Augen. Einige Leute behaupten, dass zerschnittene Hautstücke dieses Thiers unter die Füsse gelegt in der Gicht von Nuzen seyen. — Maserdschavia. Das Bibergeil erwärmt alle Feuchtigkeit und Ueberfüllung im Köiper, wenn man es einreibt oder zu sich nimmt. Es nüzt bei kalten Blähungen in der Gebärmutter, wenn es mit Wolle in der Scheide getragen wird, und im Scorpionenstich, wenn es auf die Stichstelle eingerieben wirdw Mosih Ben Elhakim. Die Hitze und
Trockenheit des Bibergeils steht im dritten Grad. Das häufige Gebrauchen dieses Mittels vermindert die harte Leber, verhindert die Dicke des Chymns, und öffnet die Verstopfungen innerer Organe. — Ebn Sina. Dieses Mittel ist bei der kalten Taubheit von Nuzen. Es gibt gegen Blähungen der Ohren kein nüzlicheres Mittel als dieses. Man nimmt davon eine Linse gross, verbindet es mit Nardusöl, und tröpfelt es ins Ohr. Das Bibergeil ist ein Antidotum gegen die Zufälle des Helleborus. — Sofidn aus Andalusien. Wenn dieses Heilmittel mit Oelen verbunden auf den Kopf eingerieben wird, so ist es den Fallsüchtigen von Nuzen. Wird es in die Nasenlöcher eingestrichen, so ist es bei den Convulsionen der Kinder, die man Kindsmutter nennt, von Nuzen. Wenn es in Oelen, welche bei Gefühllosigkeit, Erschlaffung der Glieder, bei Lähmungen und kalter Gicht Nuzen leisten, aufgelöst wird, so nüzt es in diesen Krankheiten bedeutend. Wenn es genommen wird, so ist es ein Antidotum gegen alle kalte Gifte des Thier-, Pflanzenund Mineralreichs, und vorzüglich gegen das Opium. Es verdünnt die Säfte, und bereitet den Arzneimitteln ihre Wirkungen vor, wenn sie vorher nicht genommen werden können. Die Dosis davon ist allein eine Viertelsdrachme und so weiter. Wenn es den Abführmitteln, welche dicke Stoffe abführen, beigemischt wird, so unterdrückt es die Wirkung derselben, und somit das übermäsige Abführen. Es ist für kalte Naturen ein passendes Arzneimittel, welches die Körper erwärmt, die Säfte verdünnt, Schmerzen zertheilt, und dicke Blähungen verdünnt. Es treibt den Schleim ab, wo er sich immer befindet. Es zertheilt die dicken Dünste der Eingeweide, die bei den an Melancholie leidenden Personen entstehen, und nüzt bei dem aus kalter Ursache entstandenen Herzklopfen. — Elbasri. Der Biber hat eine einem kleinen Hund ähnliche Gestalt, dessen Fell erwärmt und trocknet, und mit dicken Haaren besezt ist. Als Kleidung passt es für Greise und kalte Naturen. Das Fleisch dieses Thiers ist den Gelähmten und mit Feuchtigkeiten begabten Personen von Nuzen, dessen Grund in der besonderen Hize dieses Thieres liegt. — Elkendi. In dem Buch über die Gifte hat er nach einer genauen Prüfung bewiesen, dass das etwas schwarze Bibergeil, wenn es zu einer Drachme genommen wird, im Verlauf eines Tages tödtet. Wenn Frauen bei Gebärmutterschmerzen vier Gran nehmen, so leistet es ihnen Nuzen. — Rhazes. Wenn man von dem Bibergeil allein zu viel nimmt, so stellen sich schlimme Zufälle ein, nämlich eine hizige Pleuritis, wodurch man schnell getödtet wird. — Ebn Elhozdr in seinem Werk über die Gifte: Das schwarze Bibergeil tödtet, und verursacht dem, der es zu einer Drachme zu sich nimmt, Herzbeklemmungen, Trockenheit des Munds, und Blasen auf der Zunge. Ein solcher Mensch, wenn ihm nicht ein zweckmässiges Heilverfahren zu Hülfe eilt, geht plözlich zu Grund. — Ein Anderer. Die Heilmittel sind für die, welche durch das Bibergeil Nachtheile erfahren haben, Anethum, Pulegium, die Früchte der Cordia mixa und Honig. Alsdann reicht man Zitronensäure, welche ein Antidotum ist, oder gibt eingemachte saure Früchte, oder Essig, oder Eselsmilch. Einige Aerzte behaupten, dass, wenn das Bibergeil nicht zu haben ist, es durch Moschus ersezt werden könne. — Ein Anderer sagt: Die Kräfte des Moschus und des Bibergeils sind in Absicht ihrer verdünnenden und flüchtigen Eigenschaften dieselben, oder sich einander nähernd, und jede derselben vertritt die Stelle der anderen. In Absicht des Wohlgeruchs aber kann das Bibergeil nicht an die Stelle des Moschus gesezt werden, wiewohl die Kräfte einander ähnlich sind. — Ebn Iftäsßvia, Die Iris pseudacorus zur Hälfte des Gewichts und der Pfeffer vertreten die Stelle dieses Mittels, und ebenso ein Drittheil Pfeffer, und die Hälfte von der Iris pseudacorus. —.
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