• Middleton: Beaver Hunting in Canada 1777

  • Conrad Gesner Historiæ Animalium 1558

  • Kanadisches Mobilisierungsplakat 2.Weltkrieg

  • Briefmarke Polen Biber 1,25 Zloty

  • Wappen Eno (Finnland)

Fleming: Der vollkommene teutsche Jäger 1719

Johann Friedrich Freiherr von Flemming (* 1670; † 1733) war kursächsischer Oberforst- und Wildmeister sowie Jagd- und Militärschriftsteller.

Hans Friedrich von Fleming: Der vollkommene teutsche Jäger. Darinnen Die Erde, Gebürge, Kräuter und Bäume, Wälder, Eigenschaft der wilden Thiere und Vogel, So wohl Historice, als Physice, und Anatomice, Dann auch die behörigen Groß- und kleinen Hunde, und der völlige Jagd-Zeug; Letzlich aber Die hohe und niedere Jagd-Wissenschaft Nebst einem Jmmer-währenden Jäger-Calender Mit vielen darzu gehörigen, und nach dem Leben gezeichneten Kupffern, Vorgestellet, colligiret und beschrieben
Leipzig, Martini 1719

Von dem Bieber.

Es giebet leyder! wie wir vernommen, nicht nur allein schädliche Raub-Thiere auf dem Lande, sondern auch in Wassern, deren hier zu Lande die bekantesten sind der Bieber und der Fisch-Otter, so als Amphibia zugleich so wohl unterm Wasser, als auf der Erden leben können, ihren Raub nehmen und schädlich ſind. Es fallen die jungen Bieber im May-Monat; Weiln aber die Bieber, wie gemeldet, das Wasser lieben, so werden sie unter dem hohlen Wasser-Ufer, wo es von verfallenem Holtz wüste ist, gebohren. Sie kommen blind auf die Welt und wann sie etwan vier Wochen alt, bringen ihnen die Alten kleine Aestgen von Weyden, daran lernen sie
die Rinde schälen und Laub beissen, was sie dann liegen lassen, stossen und tragen die Alten hernach allemahl wieder ins Wasser, so bald aber 5. biß 6. Wochen vorbey, begeben sie sich schon mit in das Wasser nach dem Lande und steigen mit aus, daß sie alle der Orten hin und wieder bekant werden; Dann hauen ihnen die Alten Pappeln und Weyden um, da sich dann hernach die Jungen mit denen Alten in die Aeste setzen und sich nach Begehren ässen. Gott hat ihnen auch in der Natur gegeben, daß sie sehen koͤnnen, wo der Baum, den sie abhauen wollen, hinfället, da sie dann an der Seiten erst mehr einkerben, hernach da ablassen, auf der ander Seiten anfangen und ihn vollend umbfällen. Sie hauen auch ein Aestlein nach dem andern davon ab, schleppen es nach dem Wasser und setzen sich ein wenig drein, absonderlich mit dem Schwantz, und nehmen darvon zu sich, was ihnen gefaͤllt. Im andern Jahr ihres Alters, werden die jungen Bieber gegen Ausgang desselben recht vollkommen; Ihr Schwantz ist von ferne als
wenn ihn ein Karpe ungefehr von drey Pfunden hinten angebissen hätte. Derselbe ist auch bald wie schuppigt und hat keine Haar auf sich, ihre Hinter-Läufft sind breit und zum schwimmen wohl geschaffen, auch schwartz wie der Schwanen ihre Füsse, vorn aber sind dieselben ziemlich verändert, denn sie koͤnnen darmit zugreiffen und die Aeste halten, sonsten aber sind sie nicht rasch von lauffen,
darumb gehen sie auch nicht weit vom Wasser. Ihr Wildprät schmeckt hinten sehr nach Fischen, gleich den Fisch-Ottern, vorne aber gleichet es denen Dachsen und wird ihr Schwantz vor grose Herren gebraten und vor eine Delicatesse gehalten. Sie haben grosse Zähne wie Meissel und können darmit einen Baum von ein, auch anderthalb Klaffter umbhauen. Erstlich suchen sie wohl die kleinen selbiger Gegend, hernach müssen die grossen auch herhalten und wann das Holtz gar will ein Ende nehmen, so machen sie ihren Bau an einen andern Ort, da sie besser ihre Nahrung haben und gelegener wohnen können. Des Tages gehen sie oͤffters heraus an die Sonne, legen sich auf Stämme und können sich mit sonderm Fleiß zu rechte putzen: Oder wo keine Stämme seyn, haben sie die Art an sich, daß sie eine Zeitlang an einem Ort etwan zwischen Sträuchern im Wasser das Holtz, darvon sie ihre Nahrung gehabt, zusammen legen, gleich einem kleinen Kästgen,
so lange biß sie trocken darauff liegen können, darauff sie dann hernach ihre sommerliche Bequemligkeit haben und manche Stunde liegen. Es haben die
Bieber grosse Geylen, fast wie die Schweine, doch etwas länger und schmähler, worinnen eine gelbe Wachsförmige weiche Materie von starckem geilem unzüchtigem Geruch befindlich, davon sie den Namen haben. Sie sind von einer hitzigen, subtil durchdringend scharffen Eigenschafft und zu venerischen Liebes-Träncken dienlich, auch in der Apothecen, weil sie eine wärmende und trockene Art haben, sehr bräuchlich, ingleichen gut in Kinds-Nöthen, dienen wider Gifft und Grimmen. Andere Nutzbarkeiten sind denen Medicis bekant. Diß haben so wohl Männlein als Weibleinn und wieget offt des Männleins über ein Pfund schwer, des Weibleins aber ist mercklich kleiner. Der Balg ist etwas falb oder dunckel, Aschen-Farb von Haaren, davon besondere sehr theuere Bieberhärene Strümpffe, auch Bieberhärene oder Castor Hüthe fabriciret und reichen Leuten verkaufft werden. Seine Spuhr oder Gefährd ist an vordern Füssen gleich einem Hund, doch flach;
Die hintern gleichen, wie gemeldet, einem Schwan oder Ganß. Sie können damit im Wasser sehr wohl fort kommen und unter dem Wasser eine ziemliche Ecke schwimmen und fortfahren, doch müssen sie auch bisweilen die Nase in die Höhe recken und Athem hohlen: Sind dick und unbehelfflich. ihre Nahrung ist nur meist Rinden von Weyden, Werfften, Pappeln und dergleichen Wasser-Gehöltze, so sich schälen lässet, und halten einige davor, daß sie keine Fische rauben; Weil aber ihr Wildpräth, wie gemeldet, meist nach Fischen schmecket, muß folglich auch die Nahrung davon seyn. Sie brunfften mit ihrem kurtzen dicken Leibe sehr begierig auf einander lange Zeit und trägt die Bieberin sechzehen Wochen, biß sie setzet: Sie hauen mit ihren scharffen Fängen alles auffwärts mit solcher unglaublicher
Macht, daß es nicht zu beschreiben. Es wird ihr Wildpräth auch in der Fasten-Zeit auf unterschiedene Arten delicat zugerichtet, so aber, wegen Undauligkeit des Magens, mit Gewürtz reichlich versehen seyn muß.


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