• Middleton: Beaver Hunting in Canada 1777

  • Conrad Gesner Historiæ Animalium 1558

  • Kanadisches Mobilisierungsplakat 2.Weltkrieg

  • Briefmarke Polen Biber 1,25 Zloty

  • Wappen Eno (Finnland)

Bechstein: Gemeinnützige Naturgeschichte der Säugethiere Deutschlands 1801

Gemeinnützige Naturgeschichte der Säugethiere Deutschlands für allerley Leser, vorzüglich für Forstmänner, Jugendlehrer und Oekonomen, Band 2, Johann Matthaeus Bechstein, bey Siegfried Lebrecht Crusius, 1801 - 1355 Seiten

Seite 909ff.

Die achtzehnte Gattung.

'Biber. Castor.

Kennzeichen.

Zwey Vorderzähne oben und unten, keillförmig zugeschärft, die obern hinter der Schärfe etwas ausgehöhlt.

Backenzähne vier auf jeder Seite, seltner unten fünf.

An den Füßen fünf Zehen; die hintern sind Schwimmfüße.

Der Schwanz ist platt und schuppig.

Mit Recht bewundert man den Kunsttrieb dieser Thiere, wenigstens des gemeinen Bibers. Sie haben einen einfachen Magen und nähren sich aus dem Thier- und Gewächsreiche zugleich. Die Fortpflanzung ist nicht sehr stark, da die Jungen erst im zweyten und dritten Jahre ausgewachsen sind. Das Weibchen hat an der Brust vier Säugwarzen.

39. Der gemeine Biber.

Namen, Schriften und Abbildungen.

Gemeiner Biber, Castor, Erd- oder Landbiber.

Castor Fiber.Gmelin Lin- I. i. p. 124. n.i.

Castor ou Bievre. Buffon, hist. nat. VIIII
282. t. 36. Suppl. Vlll. Zoo. Uebers. von
Martini und Otto V. 229. m. einer Fig. XXII. 19.

Castor, Pennnat hist. of Quadr. II, 114. III
71. Meine Uebersetz. II. p. 433

v. Schrebers Säugeth. IV. 623. Taf. 166.175.

Goeze's Fauna II. 14.

Donndorfs Zool. Beytr. I. S. 415. n, 1.

Ellis Reise nach Hudsonsbay. 166.

Kalm's Amerika III. 18. 606.,


Gottwalds physikalisch-anatomische Bemerkungen über den Biber. Nürnberg 1787. m. 7 K.

Ridingers kleine Thiere. Taf. 84.

Kennzeichen der Art.

Der länglich eyrunde, platte, in deri Mitte erhabene Schwanz ist ein Viertel vom Leibe an gerechnet haarig, dann mit Schuppen bedeckt, zwischen welchen kurze steife Haare stehen.

Gestalt und Farbe des männlichen und weiblichen Geschlechts.

Dieses Thier, das nur noch selten in Deutschland an der Elbe, Oder, Donau, Lippe und an einigen Flüssen der Mark Brandenburg *) angetroffen wird, ist drittehalb Fuß lang, und sein Schwanz hält über eilf Zoll Länge und fünf Zoll Breite **).

Der Kopf ist kurz, etwas zusammen gedrückt, die Schnauze dick und stumpf; die untersten gelben Vorderzähne sind ein Zoll und die obern zehn Linien lang. Backenzähne stehen auf jeder Seite oben und unten vier. Die Augen sind klein; die Ohren kurz, zugerundet, und im Pelze versteckt: der Hals kurz und dick; der Rücken gewölbt; der Schwanz zunächst am Leibe den vierten


*) In dem fürstlichen Garten Hellbron, eine Stunde weit von Salzburg giebt es Teiche für sie.

**) Par. Ms-: Länge 2 Fuß 4 Zoll; Schwanz 11 Zoll lang und 3 bis 4 Zoll breit.


Theil behaart, weiterhin länglich oval, glatt, in der Mitte der Länge nach erhaben, und schuppig, mit darzwischen stehenden einzelnen steifen Haaren. Das Thier trägt ihn horizontal; die Schuppen desselben sind fischähnlich, wie Pergament, ein Achtelzoll dick, sechseckig, und von blaulich blaßblauer Farbe. Die Beine sind kurz; die Füße stehen etwas einwärts. Die Vorderfüße haben fünf getrennte Zehen, und die Hinterfüße fünf weit längere mit einer Schwimmhaut verbundene, deren vierte dem Anschein nach zwey Nägel hat. Nahe am After und der Harnröhre sammlet sich in gewissen Beutelchen aus besondern Drüsen ein gelbliches zehes und schmieriges, nach dem Austrocknen dunkelbraunes bröckliches Wesen, von einem unangenehmen starken Geruch, und eckelhaft bittern Geschmack, das unter dem Namen Bibergeil bekannt ist. Er bedient sich vielleicht dieser Materie, um sein Haar damit fett zu machen, damit es dem Wasser wiedersteht.

Das Haar auf dem Kopfe ist struppig, verdeckt die Bildung desselben, und die Augen zum Theil; am Leibe ist das längere und stärkere dunkelkastanienbraun und glänzend; das kürzere und weichere aber gelbbraun. Doch wechselt die Farbe nach der Gegend, in welcher das Thier wohnet; denn je weiter nordwärts es wohnet, desto dunkler wird sie, und fällt oft ganz schwarz aus.

Farben.Varietäten.

1) Der ganz weiße Biber.C. F. albus.

2) Der röthliche Biber. C.F. fulvus
Er ist weiß mit untergemischten rothen Haaren.

z) Der bunte Biber.C.F. variegatus.
Er ist weiß mit grauen Flecken.

Alle drey sind selten.

Merkwürdige Eigenschaften.

Der Biber kann, wenn er jung gefangen wird, leicht gezähmt werden, und ist alsdann ein sanftmüthiges, ruhiges,. trauriges und gleichgültiges Thier, und zeigt gar nicht die scharfen Sinne und Fähigkeiten, die es in der Freyheit verräth. Es ist ganz ohne alle Leidenschaften, und legt seine Wildheit so weit ab, daß man es im Hofe herumlaufen lassen kann, ja daß es seinem Fütterer nach, läuft, und Wasser, das ihm in der Freyheit zu seinem Aufenthalte so unentbehrlich scheint, ist ihm nicht nothtwendig. Ein Erwachsener wird nie zahm, und fürchtet den Menschen gar sehr. Wenn er nicht ausweichen kann, so richtet er sich in die Höhe, sitzet mit zusammengelegten Vorderfüßen auf den Hinterfüßen, und soll dabey Thränen vergießen. Er geht auf dem Lande langsam und lahm, schwimmt aber hurtig, und taucht schnell, aber nicht lange, unter. Er geht auf den bloßen Hinterfüßen, wenn er in den vordem etwas trägt. Er hat vortreffliche Sinne, und der Geruch ist außerordentlich fein. Unreinlichkeit kann er gar nicht vertragen. Er schläft fest, und liegt dabey selten, wie die andern Thierre, auf der Seite, sondern mehrentheils auf dem Bauche

oder Rücken. Daß sich diese Thiere vor allen übrigen durch Klugheit und Industrie auszeichnen, beweisen ihre Gebäude, und ihre Schildwachen, die sie immer ausstellen, um jeder Gefahr ausweichen zu können.

Bey der Begattung geben sie einen schmatzenden, aber stärkern Ton, wie die Eichhörnchen, von sich. Bey ihren Kämpfen aber schreyen sie, wie ein heiseres Schwein, und rufen immer: Karr, karr!

Sie sollen fünfzehn bis zwanzig Jahre leben.

Verbreitung und Aufenthalt.

Den Biber trifft man in allen gemäßigten Ländern von Europa, Asien und besonders in Amerika an. In Nordamerika ist er in großer Anzahl, wie wohl er sich auch schon da bey zunehmender Bevölkerung von den Küsten weg in die innern wüsten Gegenden zurückgezogen hat. In allen bewohnten Gegenden lebt er zerstreut, flüchtig, oder in Erdhöhlen verborgen, und da er auf diese Art keine Gesellschaft formiren kann, so hat man noch keinen Bau von ihm gesehen. In wüsten, einsamen, stillen, dichtbewaldeten und wasserreichen Gegenden hingegen wohnt er in großen Republiken von mehr als 100 bis 2oo dieser Thiere in einer Gesellschaft, und da bemerkt man erst seinen Instinkt zur Arbeit und seinen Kunsttrieb. Die Europäischen Biber sind daher meist nur einsame Grubenbewohner, welche einen schmutzigen und an der Erde abgeriebenen Balg haben, und an den Ufern der Seen, Flüsse und anderer Gewässer wohnen. Hier

machen sie sich Gruben in die Erde, wie die Fischottern, und Zuweilen auch einen Graben etliche Fuß tief, um einen kleinen See zu bilden, der bis in die Oeffnung ihrer Höhle dringt, welche sich in der Länge bisweilen über 100 Fuß erstreckt, und immer weiter nach und nach in die Höhe geführt ist. Hierdurch können sie sich bey Ueberschwemmungen sichern *).

*) An der Elbe bey Kähnert, des Hrn. Minister von Schulenburg zu Berlin Landgute giebt es viel Biber, die noch Dämme an alte Elbarme, die stilles Wasser haben, machen- Sie werden gewöhnlich beym Eisgang, wo. sie sich auf Weidenböume retiriren, geschossen. Fünf und mehr auf einmal. Auch bey W i t t e n b e r g hat man mehrere geschossen, die sich auf Bäume geflüchtet hatten, und auch da sollen sie noch Dämme in Gesellschaft bauen.
Weiter giebt Herr Seetzen in Meyers Magazin zur Naturgeschichte . l. 2. S. 76. auch Nachricht von Bibern an der Lippe, die ordentliche Baue verfertigen. Er sagt: „In der Lippe halten sich viel Biber auf; für Deutschland immer eine naturhistorische Seltenheit. Die meisten soll man bey dem Cöllnisch Westphälischen Dorfe Hellinghausen, etwa anderthalb Stunden von hier finden. Doch trifft man sie auch nahe bey dieser Stadt und höher hinauf im Paderbornischen Hochstifte,'beym Dorfe Deddinghausen bis Boke an. Man bekommt sie selten zu sehen, weil sie immer solche einsame Stellen zu ihrem Aufenthalte wählen, wo das Flußufer sumpfig und mit niedrigem Gesträuche dicht bewachsen ist, und weil sie einen großen Theil ihres Lebens unter dem Wasser zu bringen. Ungeachtet die Biber in den hiesigen Gegenden nicht in so großen Gesellschaften leben, als in einigen Nordamerikanischen Landschaften - so wagen sie es doch, jenen den


Die in Gesellschaft lebenden Biber aber vereinigen sich im Junius und Julius in Truppen, von 100 bis 300 an dem User eines Flusses oder Sees, um hier ihre Häuser (Burg) anzulegen. In Anlegung derselben wählen sie in einer Ebene beschattetes, seichtes, langsam fließendes Wasser, in welchen sie bequem arbeiten können.


Vorzug ihrer bewunderten Baukunst, streitig zu machen. Wie sie, fällen diese nur ihren scharfen Schneidezähnen Bäume von ansehnlicher Dicke, welche an den Ufern der Lippe wachsen, vorzüglich Weiden und Pappeln, ziehen sie in den Fluß hinein und bauen sodann mit gleicher Geschicklichkeit, eben so kunstvolle, dauerhafte Wohnungen, als jene nur immer thun mögen. Allein die Größe.derselben kömmt der Größe jener nicht gleich.

Die Eigenthümer der Lippe-Ufer, sehen sie äußerst ungern, und verfolgen sie daher allenthalben, wo sie nur können- Die Biber untergraben die Ufer und stürzen sie ein, wodurch schon mancher einen beträchtlichen Schaden erlitt . Auch wurde Mancher schöne Baum ein Opfer ihres hier verhaßten Kunsttriebes, Ihren Aufenthaltsort erkennt man an den Stümpfen der Bäume, welche sie nahe über der Wurzel glatt abbeißen. Ein kürzlich verstorbener hiesiger Schäfer besaß viele Geschicklichkeit, 'sie zu fangen. Er fieng jährlich öfters zehn und mehrere Stücke. Das Bibergeil verkaufte er an die hiesigen Apotheker und Materialisten, welche es mit vielem Vortheil auswärts, besonders nach Holland verschickten Auch die Felle verkaufte er theuer. Alles übrige wurde weggeworfen und es mar mir nicht möglich, so wenig ein ganzes Skelet, als einen Theil desselben zu bekommen. — Noch jetzt soll sich ein Jäger etwas mit dem Biberfange beschäftigen.

Von den Bibern, welche im Herzogthum Sachsen Lauenburg, bey der Stadt Lauenburg, auf' einigen Elbinseln leben, ist dieser Kunsttrieb nicht bekannt.



Etwas tiefe Buchten in den Flüssen sind ihnen darzu die bequemsten Plätze. Damit ihnen das Wasser nicht zu niedrig werden kann, so führen sie zuvörderst unterhalb der anzulegenden Wohnung einen Damm von hinreichender Länge senkrecht von dem Ufer ab, den sie mit erstaunlicher Kunst verfertigen. Der Grund dazu besteht aus Stücken von Baumstämmen, an welchen Pfähle eingestoßen sind, und zwar so, daß die gegen das Wasser gerichteten schräge stehen. Hierauf wird der Damm vier bis fünf Ellen dick von Zweigen und dazwischen gekneteter Erde so dicht aufgeführet, daß er eine sehr lange Dauer hat, und oben sehr artig mit Rasen bedeckt..

Die Wohnungen liegen zuweilen einzeln, zuweilen 10, 12, und noch mehrere beysammen. Sie sind vom verschiedener Größe; kleine, in denen nur 1 bis 2, und größere, in welchen 5 bis 6 Paar beysammen wohnen. Der Umfang derselben ist oval oder rund und beträgt bis 30 Fuß, so wie die Höhe 8 und mehrere Fuß hat. Der Grund wird wiederum von Stücken gefällter Bäume sehr ordentlich gelegt, die Wände werden senkrecht darauf aufgeführt, worauf ein rundes Dach gewölbt und alles mit Erde dicht ausgeknetet und dick überzogen wird. Die mehresten haben drey Geschosse, eines unter dem Wasser, das andere mit dem Wasser gleich, das dritte über der Wasserfläche. Zwey Zugänge sind an jeder Seite, deren einer vom Ufer, der andere vom Grunde des Wassers aus hineinführet und tiefer ist, als im Winter die Dicke des Eises beträgt. Solche große Wohnungen werden von ganze» Bibergesellschaften gemeinschaftlich

verfertiget, wobei) ein jedes Individuum, sein eigenes angewiesenes Geschäfte hat. Einige füllen Bäume und zernagen sie; andere wälzen die zernagten Stücke in Gestalt der Balken oder Pfeiler nach dem Wasser; ein dritter Theil scharrt Löcher in den Grund; ein vierter rammelt die Pfähle ein; ein fünfter schafft Zweige herbey, und verflicht die Pfähle; ein sechster schleppt Erde, Steine und Ton herbey; ein siebenter bringt dieß an eigene Plätze; andere verkleben und vermauern es. Sie scheinen auch bey ihren Bauen einen obersten Baudirektor zu haben, dessen Befehl alle gehorchen müssen, und hierin den Bienen ähnlich zu seyn. Die Bäume, welche dem Biber die Baumaterialien zu seinem Hausbaue liefern, sind harte Arten von Laubholz, Eichen, Eschen u. dgl. wovon ihm die stärksten Schwellenbäume nicht zu groß sind. Die weichen Holzarten, die er fället, gebraucht er nur zur Nahrung. Er geht bey dieser Arbeit vorsichtig zu Werke, um nicht von dem fallenden Baume getroffen zu werden. Deswegen kerbt er den Stamm an der Seite, wohin er fallen soll, unten ein, und nagt ihn alsdann an der andern Seite, und so rings herum ab. Die dabey abgehenden Späne räumt er mit den Vorderfüßen aus dem Wege. Wenn der Baum liegt, so beißt er die Aeste so glatt ab, und entzwey, als wenn sie mit der Axt gehauen wären; dann zertheilt er den Stamm in Ellen lange, oder kürzere, auch wohl längere Stücken, je nachdem er stark ist. Von den dicken Stämmen, die sich wegen ihrer Stärke und Entlegenheit nicht gut fortschaffen lassen, nimmt er nur die Aeste. Die zu diesen Verrichtungen erforderliche Zeit stehet

natürtürlicherweise mit der Härte und Dicke des Stammes im Verhältniß. Einen weichen Stamm, von einer Viertelelle im Durchmesser, soll ein Biber in einer Stunde fällen können. Mit harten starkern Stämmen hingegen bringt er, wie man sagt, nach und nach drey Monate auch wohl länger zu. Zuweilen wird diese Arbeit von mehrern Bibern zugleich verrichtet, welche in wenig Minuten mit Durchnagung eines Baums fertig werden können. Das so zurecht gemachte Holz schasset er sodann fort. Dies thut er mit den Vorderfüßen, womit er das Holz umklaftert, und theils zieht, theils vor sich her schiebet. Zu diesem Behufe legt er Wege an, die er von allem Strauchwerke reiniget, und so führet, daß sie endi lich alle in einer einzigen Straße zusammen laufen. Die Erde, deren er zum Damme und Holzbaue benöthigt ist, ballet er mit den Vorderfüßen, faßt sie zwischen selbige und dem Kopfe, und trägt oder schiebt sie bis an den Ort ihrer Bestimmung. Durch den Abfall derselben wird der Weg immer gebahnter und glätter. Wenn diese Dinge zu Wasser fortgeschafft werden müssen, so hält er sie auf die erwähnte Art, und schwimmt mit den Hinterfüßen und dem Schwanze auch gegen den Strom ohne Schwierigkeit.

Nahe bey der so künstlich erbauten Wohnung pflegt der Biber in das Ufer Röhren zu graben, die ihm theils zum Aufenthalte, theils zur Communication mit benachbarten Wäldern dienen. Er führt sie schräge aufwärts und wenn sie den letztgemeldeten Gebrauch haben sogen, gern an einem Wasser oder Sumpfe.wieder heraus, da

sie dann zuweilen eine Länge von mehr als hundert Schritten erlangen. Dieß thun aber nicht alle Biber, sondern nur einige, die man in Canada Castors terriers nennt. Die untere Oeffnung einer solchen Höhle ist, wie der untere Eingang eines Biberhauses, so tief unter dem Wasser, daß sie nicht vom Eiße verstopft werden kann. Etwa fünf bis sechs Fuß lang geht sie enge fort, erweitert sie sodann drey bis vier Fuß ins Gevierte, Um einen kleinen Teich zu bilden, und geht sodann wiederum enge in die Höhe, bisweilen über tausend Fuß weit *).

Alle diese Arbeiten verrichtet der Biber des Nachts. Am Tage ruhet, er dm Sommer hindurch in seiner Wohnung

*) IIn the Journey from Prince of Wales Fort in Hudsonsbay to the Northern ocean undertaken in the year 1769, 70,71 and 72 by Samuel Hearne. 1795 London 4.

(Uebers., von Forster im 14ten Bande des Magazins Von merkwürdigen neuen Reisebeschreibungen aus fremden Sprachen übersetzt und mit erläuternden Anmerkungen begleitet. Berlin bey Voß. 1797. Nr. 1.) wird gesagt, daß die Biber nicht so wundervolle Wohnungen machen, wie man sie gewöhnlich angiebt. Hiernach kann der Biber keinen Pfosten oder Pfahl einrammeln, oder gerade befestigen. Seine Häuser bestehen nur aus aufeinander gelegtem Holzwerke mit Steinen und Erde vermischt. Eben so wenig können die Biber mit ihrem Schwanze etwas fortschaffen Ihre Arbeiten verrichten sie nur des Nachts. Ihre Häuser haben auch nicht zwey Ausgänge an der Land und Wasserseiie, Bey den ersten würden sie in der größten Gefahr wegen ihrer Feinde der Amerikanischen Wolfsbären (Quikhath: Ursus Luscus) seyn.

auf einem von allerley Gräsern, sonderlich der Blasenegge ((Cavex vesicaria, L.) bereiteten Lager am Rande des Wassers. Er sönnet sich auch zuweilen in dem obern Eingange oder außer seiner Wohnung. Bey verändertem Wasserstande begiebt er sich in das höhere oder tiefere Geschoß, wohin er zugleich sein Lager mitnimmt.

Will ihn das Wasser, zu niedrig werden, so erhöhet er den Damm, in welchen er bey allzu hohem Wasser eine Oeffnung zum Ablauf des Ueberflusses zu machen, und auch dieselbe wieder zu verstopfen weiß. Kommen große Überschwemmungen und beschädigen den Bau, so vereinigen sich alle die besondern Gesellschaften und gehen an die Ausbesserung.

Im Winter halten sich die Biber vorzüglich in den gedachten Röhren auf, die sie im Herbste beziehen, und zu Anfang des Frühjahrs wieder verlassen. Sie kommen in dieser Jahreszeit nur selten zum Vorschein, um frische Nahrung zu suchen. Ihr Lager in denselben bereiten sie aus lauter, von dem gefällten Holze abgenagten, feinen Spänen, die den Drechsler-Spänen gleichen. In ihren Hütten herrscht stäte Eintracht und Frieden. Sie wechseln ihren Aufenthalt darinne und im Wasser ab, in welches sie auch in ihren Wohnungen beständig, den Schwanz und die Hinterfüße eintauchen. Wenn, ihnen die Jäger nachstellen, und ihren Damm und Wohnug zerstören, so zertheilen sie sich ins Feld, graben sich Löcher in die Erde und ersticken eine lange Zeit ihren Kunsttrieb.


Nahrung.

Die Nahrung des Bibers ist die Rinde von Pappeln, Espen, Birken, und allerley Arten Weiden; in Amerika sind der Biberbaum (Magnelia glauca L.), die dortige Esche (Fraxinus americana L.) der Storaxbaum (Liquidambar styracifluum L.), Sassafraß, und die süßen Gummiarten seine Lieblingsspeisen. Im Sommer füttert er sich von Feldobst und allerley Wurzelwerk, das er von Calmus, den Seerosen, Schilf, Schaftheu u. s. w nimmt, bisweilen auch von Krabben, Krebsen und Fischen. Zu Anfang des Winters sammelt er von den erstgenannten Baumarten Zweige, und trägt sie in die Röhren dahin, wo sie weder frieren, noch vers welken können. Die stärkern Weidensträucher senkt er, nachdem er vorher die Ruthen abgebissen und eingetragen hat, um die Burg herum unter dem Wasser in die Erde. Von diesem Strauchwerk nagt er im Winter die Rinde zu seiner Nahrung ab. Das er auch Fische, Krabben und Krebse genießt, ist daher wahrscheinlich, weil er sich auch zu andern Fleischspeisen gewöhnen läßt. Er frißt, wie die Eichhörnchen, auf den Hinterfüßen sitzend, und bringt das Futter mit den Vorderfüßen zum Mund. Seines Unraths entledigt er sich außerhalb seiner Wohnung, in welcher er keine Unreinigkeiten duldet.

Fortpflanzung.

Der Biber und die Biberin leben in Monogamie, begatten sich im Winter und zwar in aufrechter Stellung. Die Mutter soll vier Monate trächtig seyn, und bringt in einer Röhre auf dem eben beschriebenen Lager im Marz zwey bis drey blinde Junge, welche sie allein erzieht. Das Männchen entfernt sich alsdann und des sucht nur zuweilen die Wohnung. Nach vier Wochen bringt die Mutter den Jungen schon Zweige zum Nagen, und nach sechs Wochen gehen sie mit ihr aus. Wenn sie erwachsen sind, übergeben sie ihnen ihr Haus,, und bauen sich, wo möglich ein anderes darneben. Im ersten Jahre geben die Jungen schon Zeichen der Mannbarkeit von sich, ob sie gleich im dritten erst völlig ausgewachsen und zur Zeugung geschickt seyn sollen. Sie lassen sich leicht zähmen.

Feinde.

Die Biber haben große Feinde an dem Vielfraß, der Welverene (Ursus Luscus), die daher in Amerika auch Biberfresser heißt, uird dem Fischotter; doch ist ihm die Nachstellung des letztern eben nicht fürchterlich, weil ein Biber wohl drey Fischottern auf sich nehmen kann; und wo sie diese Feinde merken, suchen sie sie auszurotten. Sonst haben sie von den Nachstellungen anderer Thiere wenig zu befürchten, weil sie sich auf ihr sehr scharfes Gebiß und ihre Behutsamkeit verlassen können. Denn auf dem Lande, wo ihnen stärkere Raubthiere gefährlich werden könnten, trifft man sie selten zwanzig Schritte weit von ihrer Wohnung entfernt an, und wenn sie ihrer Nahrung nachziehen, so gehen sie in Gesellschaft mit Wache aus, welche ihnen die Gefahr meldet, worauf sie sich ins Wasser flüchten.

In den Eingeweiden hat man Rundwürmer (Ascaris) gefunden.

Jagd.

Der Biber gehört zu den Regalien der Fürsten. Der Jäger spürt ihn an seiner Fährte, die der Fischotterfährte nicht unähnlich ist, nur daß die Vorderfüße sich ohne Schwimmhaut ausdrücken, und an den geschältten und gefällten Stämmen und Bäumen.

Man fängt ihn mit einem Tellereisen, welches wie ein Fuchseisen zwey gute Federn hat. Dieß legt man nahe an seine Wohnung, wo er aussteigt, bedeckt es, wo möglich, mit Laub, und befestigt es. Auch fängt man ihn in einem Netze von starken Leinen, eines Fingers dick. Dieß stellt man nur des Nachts auf das Land, wo sein Ein« und Ausgang ist, läßt ihn durch Hunde aus der Gegend, wo er schält, weg und hineinjagen und schlägt ihn todt; oder man legt es ins Wasser in Gestalt eines Sackes vor die Oeffnung, schickt einen Stöberhund in den Bau, und läßt den Biber ins Netz treiben.

Man fängt ihn auch mit einer Mathe. Man macht nämlich eine Mathe von 15.bis 18 Ellen, wie eine gemeine Fischermathe mit einem langen Küttel, und mit Gesenke und Bley. Diese legt man sehr behutsam vor die Oeffnung der Biberwohnung ins Wasser, schickt einen Dachshund in den Bau, der ihn heraus stöbert. Wenn er nun in die Mathe fährt, so wird diese schnell aufgehoben er liegt, wie ein Fisch, drinnen, und kann durch einen Schlag auf den Kopf, da er einen dünnen Scheitel hat, leicht todtgeschlagen werden. Ihn in Reusen zu fangen ist mißlich.

Nutzen.

1) Das Wildpret des Bibers ist von doppeltem Geschmacke; denn das Fleisch der vordern Theile bis zu den Nieren hat fast den Geschmack des Dachses; das übrige aber von den Schenkeln und Schwanze hat den Geruch und Geschmack des Fisches. Man ißt den Biber in Klöstern zur Fastenzeit, und in Cartheuserklöstern wohlzugerichtet zu allen Zeiten gern. Der S ch w a n z, der oft drey bis vier Pfund schwer ist, und die Hinterpfoten sind ein besonderer Leckerbissen. Die Wilden an der Hudsonsbay, in Canada, und überhaupt in Nordamerika, und die Kalmücken schätzen das Biberfleisch sehr hoch.

2) Der reine Balg ist ein vortreffliches Pelzwerk zu Müffen, Mützen und andern Verbrämungen; die schwarzen (schwarzbraunen) werden am meisten geschätzt und die weißen sind die seltensten.

Ein gutes schwarzes Winterbiberfell kostet neun bis zwölf Thaler, in Amerika auf der Stelle unter Brüdern einen halben Carolin. Zwölf solcher Felle gehören wenigstens zu einem guten Pelze. Das Haar auf denselben ist von zweyerley Art: die eine ist lang, fast glänzend und wird zu seinen Strümpfen, Tüchern, Handschuhen

verarbeitet; die andern kurz, wollig und seidenartig, und wird vom Hutmacher zu den sogenannten Castorhüten gesucht. Ein erwachsener Biber hat nicht über anderthalb Pfund Haare, und man bezahlt das Pfund mit acht bis zehn Thaler.

Die Kaufleute geben den Fellen noch eine dreyfache Benennung, nämlich frische, getrocknete und fette Biber. Die frischen Biber, auch Winterbiber oder Moskowitische Biber genannt, sind diejenigen, die im Winter gefangen werden, und die schönsten zu Unterfutter, da sie noch keine Haare verlohren haben. Die getrockneten oder magern Biber werden im Sommer gefangen, haben durch die Häärung eine Menge Haare verlohren, und werden daher auch haarlose oder Sommerbiber genannt. Diese braucht man in Hutfabriken. Die fetten Biber sind diejenigen, die von den Wilden in Nordamerika eine Zeitlang getragen, und als Bettdecken gebraucht werden, wodurch sie gleichsam eingeöhlt sind. Sie werden bloß zu Hüten verarbeitet. Aus einem Pfund Biberhaare können wohl zwölf Hüte gemacht werden. Man kauft aber jetzt viele Hüte aus Kaninchen- und Hasenhaaren statt Castorhüten.

3) Das Leder wird vom Sattler zu Beschlägen der Koffer und Reisekasten, vom Schuster zu Pantoffeln, und vom Siebmacher zu Sieben verbraucht.

4) Der harten schneidenden Vorderzähne bedient man sich zum Vergülden und Glätten, und die Wilden brauchen sie statt der Messer und Meisel.

5) Das ausgeschmolzene Fett brauchen die Aerzte, wie andere Fettigkeiten, in Nervenkrankheiten, Krämpfen, Gliederreißen u. s. w.

6) Das Bibergeil (Castoreum) wird als eine der wirksamsten Arzeneyen in der Apotheke verkauft, wegen seiner nervenstärkenden, krampf und schmerzstillenden und übrigen Kräfte, und wird auch von Jägern als eine sehr gute Witterung bey den Raubthieren benutzt. Das beste ist das Russische, welchem man das Preußische an die Seite setzt. Drey Biber liefern etwa zusammen ein Pfund.

Schaden.

Diese Thiere sind den Waldungen und Wasserbauen schädlich, weil sie viele Bäume umhauen und die Dämme verwüsten.

Irrthümer und Vorurtheile.

1) Man hat der Biber-Republik eine ordentliche Policey und Regierungsform zugeschrieben. So sollen sie z. B. durchreisende fremde Biber erhalten und zwingen, Erde, Holz u. s. w. mit herbeyzuschaffen, sich immer in ungleicher Zahl versammeln, damit in ihrem Collegio immer eine entscheidende Stimme wäre.

2) Den Bibergeil hielt man für die männlichen Hoden, daher schon Plinius die Fabel
hat *). daß sich das Mannchen bey der Verfolgung der Jäger diese Theile abbeiße und von sich werfe, weil es alsdann vor Verfolgungen sicher sey.

z) Gottwald sagt a. a. O., daß der Biber den Beutel, worin das Bibergeil sich befindet, deswegen habe, um wie die Beutelthiere seine Jungen darinn tragen.

4) Der Wallfisch soll das Bibergeil nicht riechen können und dadurch ganz wüthend werden. Wenn daher ein Fremder durch den Norwegischen Meerbusen reist, so warnen ihn die Einwohner kein Bibergeil bey sich zu stecken, damit ihn das Boot nicht umgeworfen würde.

5) In Sibirien hängen die Weibspersonen ein Amulet von dem Knieknochen an, wenn sie Schmerzen in den Füßen haben.

*) Plinii hist. nat. VIII c.30. Uebers- von Große.li. 297.

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