Untersuchungen und Nachrichten vom Bieber, dessen Natur, Lebensart und Fange.
Von Nicolaus Gisler in: Der Königl. Schwedischen Akademie der Wissenschaften Abhandlungen, aus der Naturlehre, Haushaltungskunst und Mechanik, Bände 17-18 (Kungl. Svenska Vetenskapsakademien, 1757
Seite 196ff
VII.
Untersuchungen und Nachrichten vom Bieber*,
dessen Natur, Lebensart und Fange.
Von Nicolaus Gisler.
§ 1
Die eigentliche Heimath des Biebers (Castor. Linn.,Faun.Suec.n.23) ist in mittelmäßigem Walde und Bergflüssen. Itzo findet man nur noch Denkmaale von seinem vorigen Aufenthalte an den näher gelegenen Flüssen, wo der Wald abgetrieben ist, und Leute wohnen, worauf sie verschwunden und gänzlich ausgerottet sind. Merkmaale von vorigem Aufenthalle des Biebers sieht man vornehmlich in kleinen Flüssen und wasserreichen Bächen, aber nicht so sehr in großen Strömen und Flüssen, wo sich an vielen Stellen alte Häuser, Aufdämmungen queer über die Flüsse, auch Dämme und Wasserleitungen von Flüssen finden, die über Moräste, Wiesen, und andere sumpfichte Plätze im Walde gehen, in die er vor diesem allerley abgestumpfte Bäume zu seinem Gebrauche geschleppt hat. Dabey zeigen sich auch vielerley Löcher und Gänge
* Viel von dem angeführten haben schon andere gesaget. Aber weil hier viel Umstände tbeils neu sind, theils richtiger und vollkommener gemeldet werden, hat die Akademie alles im Zusammenhange mittheilen wollen. Anm. der Grundschr.
unter der Erde, deren Zubereitung diesem Thiere nun unnütz geworden ist, weil das Wasser in allen solchen Flüßchen und Bächen vertrocknet ist.
In hohen, lockern Erdrücken und Flußufern hat er ebenfalls seine Baue gehabt, wie an der Liußtorpselbe im Medelpad, wo er vor diesem ist gefangen worden. Ein Kerl kroch, mit einer Kienfackel und einem Spieße mit Wiederhaken in der Hand haltend, in des Biebers Gänge und tödtete ihn.
§ 2.
Itzo fängt man den Bieber nur an abgelegenen Wald- und Bergfiüssen, da sie bey dunklen und holzreichen Stellen bauen, wo es am bequemsten für sie ist, den Fluß aufzudämmen, und man bemerket, daß sie dieserwegen, wie andere wilde Thiere, jährlich ihre Wohnung verrücken.
Wo er seinen Bau anleget, hauet er Laubholz, als Espen, Weiden, Erlen, Birken, Vogelbeeren u.d.g. ab, zieht solche zum Flusse, und schleppet sie nachgehende fort; oder wo wenig Wasser ist, untersuchet er solches genau, bis an die Stelle, wo die Ufer des Flusses hoch sind, der Boden unter dem Wasser aber locker und schlammicht ist, als wo Moräste ablaufen, und das Wasser aus Waldungen sich ergießt, da hat er gemeiniglich seinen Aufenthalt. Die erwähnten Arten von Holze leget er an das untere Ende solcher Gegenden, wo der Fluß tief und langsam geht, und wo das Erdreich auf beyden Selten in den Fluß wie kleine Vorgebirge macht, die etwas mit zur bequemen Aufdämmung beytragen. In einem solchen Busen, wo das Wasser langsam stießt, leget er anfangs die abgehauenen Bäume queerüber, und richtet nach diesem andere vom Boden auf, die schief gegen die erwähnten Queerbäume geneigt sind. Nach diesem zieht er vom Boden Erde und Schlamm hinauf, leget es darüber, und wieder Holz, bis der Damm 4 bis 5 Ellen dick, wohl wasserdicht, und so fest ist, daß er ewig dauert.
Wo der Strom zuvor umgefallene Bäume und schwimmendes Holz queer über den Fluß geführet hat, da bedienet er sich dieses Vortheils, und gründet seinen Damm darauf, ueber dem Damme gräbt er den Boden ganz tief aus, desto mehr Platz zu haben.
§ 3
Etwas über dem Damme, wo es sumpficht und morastig ist, leget er seinen Bau an, wo er auch sehr tief gräbt, einen Damm darum führet, und den ganzen Bezirk da herum vor dem Eindringen des Wassers versickert, da er denn darinnen sein Lager auf Riedgrase (Carex fl. Su. 768) ganz trocken und reinlich, stufenweise über einander hat, so daß er darinnen, nachdem das Wasser steigt oder fällt, ausweichen kann. Männchen und Weibchen liegen in einem Lager mit dem Körper über der Wasserfläche, aber mit dem Schwänze gleich nieder, in einem länglichten Teiche, worinnen allezeit allerley Späne schwimmen müssen.
Wenn Regen und Fluth, oder Dürre des Wassers gewöhnliche Höhe etwas andern, so läßt er das Wasser unten bey dem großen Damme hinaus, oder dämmt es auf, nach seiner Bequemlichkeit. Von seinem Baue hat er verschiedene unterirdische Gänge und offene Teiche, theils daß er bequem dasjenige, was er zu seinem Baue bringen will, fortschaffen kann, theils, daß er im Baue das Wasser auf gehöriger Höhe hat, und in Gefahr nicht so leicht anzutreffen ist. Er hat gleichfalls den ganzen Strich über und unter dem Baue hin mehr solche Queerteiche und Floßteiche.
§ 4.
Den Bau selbst leget er an dunkeln und holzreichen Stellen an, und bedienet sich dazu erwähnter Laubbäume, auf die er Schlamm, Rasen und Erde auf eine Höhe von 5 bis 6 Ellen schleppt, so daß ein recht angelegter Bau von etlichen Kerlen in verschiedenen Tagen nicht zu zerstören ist, zuweilen ist er auch so eben, und der Erde so gleich angeleget, daß er nicht zu merken ist.
An einigen Stellen hat er Baue, die viele Mannsalter dauren, so groß, als die größten Gebäude sind, und sich unter Föhrenäsien hinauf erheben, wo er nämlich in Ruhe
gewesen ist. Wenn der Bau von einer Gesellschaft verlassen wird, so kömmt eine andere dahin an ihre Stelle. Und wenn der Bau an einem Orte, wo er sich gern aufhalten will, zerstöret wird, so führet er ihn in einigen Tagen wieder auf. Er hat meistens ein Lager unter Wasser, das zweyte dem Wasser gleich, und das dritte über der Wasserebene. Das Holzwerk, das zu unterst liegt, findet man fast ordentlich, wie das Zimmerwerk zu einem hölzernen Gebände geleget, darüber aber liegt das Holzwerk nur unordentlich, und ist schichtenweise mit Erde und Schlamm zusamnen befestiget.
Zuweilen legen die Bieber Wohnungen zu ganzen sechs Paaren in einem Baue an, da jedes seine besondern Lager und Gänge hat. Auch findet man zuweilen mehr Baue an einer Stelle. Die Baue liegen meistens auf der Flüsse südlichen Seite, selten auf der nördlichen. Zuweilen verläßt er halb ausgeführte Baue, die man ganz gleich geleget findet. Zuweilen kommen andere, und nehmen ihren Aufenthalt in einem Baue, der einige Zeit öde gestanden hat.
§ 5.
Im Herbsie, kurz zuvor, ehe es anfängt zu frieren, woraus man auch auf die frühere oder spatere Ankunft des Winters schließen kann, ist er mit Anschaffung seines Futters beschäfftiget, das meistens in grünen Espen und Weiden besteht, die er sehr tief ins Wasser vor seinem Baue leget, daß ihn das Eis nicht hindert. Den ganzen Winter über liegt er in seinem Baue, und verzehret alles, was er gesammlet hat, dergestalt, daß er es aus dem Wasser langet, und die Rinde abnaget, und die Stöcke alsdenn theils in den Teich, theils in seinen Bau leget. Wenn sich der Frühling nähert, und gelindes Wetter im Hornung und März eintritt, auch das Futter nicht zulänglich ist, geht er eine halbe oder ganze Vierthelmeile in den Wald, da er grüne Espen findet, welche er abhauet und fortschleppt. Selten frißt er außer seinem Baue, so daß die von Rinde entblößten Bäume im Walde bleiben. Wo sich der Bieber
aufhält und hauet, wächst nie neues Holz, welches veranlasset hat, die Aexte, die man zum Ausroden des Gehölzes brauchen will, mit seinen Zähnen zu wetzen. Aber dieses rühret daher, weil die Bieber alles Laubholz begierigst auffressen, zum Theil könmt es auch auf die Zeit an, in der sie die Bäume umhauen.
§ 6.
Er arbeitet bey Nacht im Kühlen, aber bey Tage liegt er und ruhet, wenn er nicht von Menschen weit entfernet und ungestöhrt wohnet, da er auch bey Tage heraus kömmt. Seinen Weg hält er ordentlich und rein, und hauet die dicksten Gewächse und Bäume ab, die ihm im Wege liegen. Wenn sie Baue anlegen, oder sonst Laubholz sammlen und fortschleppen, so brauchet das Männchen das Weibchen auf die Art, daß es die abgehauenen Klötzer zwischen des Weibchens Füße legt, sie bey den Zähnen anfaßt, und also wie eine Schleife fortzieht, daher auch die Haare auf ihrem Rücken abgenutzet werden. Wo mehr Bieber in einem Baue beysammen sind, brauchen sie auf eben die Art alte Weibchen zu schleifen, die daher auf dem Rücken und auf dem Bauche ganz haarlos gefunden werden, und nur auf dem Rücken eine dicke Haut haben. Sonst tragen und schleppen sie auch mit den Zähnen fort.
In einer Vierthelstunde hauen sie eine Espe um, die eine Vierthelelle im Durchmesser hat, und schneiden solche nach diesem in gleich lange Stücken von fünf Viertheln, wenn das Holzwerk von erwähnter Größe gleich dicke ist. Aber wenn die Aspen ganze Klaftern im Umkreise haben, hauen sie davon kurze Stücke ab, und brauchen ihre beyden breyten und langen obern und untern Zähne rings herum, und schnell wechselsweise gegen einander, daß die Späne aussehen, als wären sie mit einer kleinen Holzaxt losgemacht worden.
Er fället alle Bäume gegen den Rücken *, und springt selbst beym Niederfallen weit davon. Wenn der Baum in die
* Dieser Ausdruck ist mir undeutlich. Vermuthlich soll es heißen: der Bieber fället die Bäume, daß sie nach seinem Rücken
Aeste andern dabey stehenden Gehölzes fällt, so hauet er gleichwol Stücken davon ab, so weit er reichen kann, wird er aber gehindert, oder muß er den Baum wegen dazwischen kommender Arbeit an seinem Baue verlassen, so daß der Baum indessen trocken wird, so läßt er ihn liegen, dergleichen man oft über zwanzig findet.
Zuäußerst am Flusse, wo sein Bau ist, hat er einen einzigen Gang hinunter; weiter hinauf aber hat er wohl zehn Wege, besondere in sandichtem Boden.
Alle Erde schiebt er mit den Hinterläuften in den Fluß hinunter; eben so führet er die Erde zu seinem Baue hinauf, und im Winter hält er auf eben die Art den Teich mit ihnen offen, daher findet man seine nagelähnlichen Klauen an den Hintertatzen allezeit mehr abgenutzet, und mit einer festen Haut zusammen gezogen, als an den andern; die Vorderfüße haben keine solche Haut, aber längere spitzige Klauen, daß sie bequemer sind, die Erde damit aufzugraben und locker zu machen.
Wenn er schwimmt und untertauchet, schlägt unh plumpet er sehr stark mit seinem langen, breiten und steifen Schwanze. Das erstemal, daß er untertauchet, hält er sich ziemlich lange unter dem Wasser, aber die übrigen male bleibt er nicht so lange, und hält sich nur oben an der Wasserfiäche: alle seine Teiche leget er vornehmlich an den tiefsten Höhlen an, und suchet tiefes und weit herum gehendes Wasser.
Wo kein bequemes Stück vom Ufer sich, wie ein Vorgeblrge, in den Fluß erstrecket, da gräbt er durch das Land, und führet von da aus seinen Damm, ja er leidet fast die geringste Krümmung im Flusse nicht, die ihm nicht ansteht. An allen bequemen Oertern, wo sich ebene Moräste oder Gehölze an dem Flusse hinstrecken, macht er drey bis vier Ellen
Rücken zu fallen. Das ware also das Gegentheil von dem, was in Flemmings vollkommenem Jäger im Haushaltungslexico, und wer weiß noch in wie viel Büchern in einem aus dem andern abgeschrieben steht, der Bieber wüßte, wo der Bazm hinnfallen würde, und vermied« diese Seite, Kästn.
breite Floßteiche, eine Elle und darüber tief, allezeit senkrecht auf den Fluß, die er unglaublich von Wurzeln, verfallenem Holze und Erde reiniget, und das Wasser in ihnen mit einem zulänglichen Damme dem Wasser des Flusses gleich bringt. Zwischen den Wasserpfützen und Quellen am Ufer machet er auch kleine Rinnen und Dämme. Er versuchet auch, solche Damme höher hinauf anzulegen, ob ihm gleich solches zuweilen fehl schlägt, zumal wo er große Steine oder Felsen unter Sand und Erde antrifft. Ich habe Stellen gesehen, da er ganze Vierthelmeilen lang gearbeitet hat, des Flusses Gang wo anders hin zu dämmen, und nur wenig am Fortgange der Arbeit fehlte. Wenn er im Herbste Dämme macht, so steigt das Wasser weit herum an niedrig gelegene Oerter, und das Gehölze leidet dadurch den Winter über, wegen der Kälte, Schaden, daß es nachgehends verwelket und vermodert, wovon die Bauern oft Sumpfwiesen zu dreyßig Lasten bekommen haben, wie sich im Kirchspiele Fallsjö und in Angermanland befinden.
§ 7.
Sie paaren sich um Bartholomäi, und bringen ihre Jungen im März zur Welt, meistens haben sie drey,selten vier Junge. Wenn er ranzet, giebt er besonders einen starken Laut von sich. Sie bringen ihre Jungen in ihrem Baue zur Welt, und erziehen sie da. Die Jungen paaren sich nicht eher, bis sie drey Jahre alt werden. Fast alle Schriftsteller sind ungewiß, ob der Bieber Fische verzehret, welches ein Theil bejahet, andere gänzlich verneinen. Vor einigen Jahren fiengen sie einen Bieber in des Herrn Bischofs Aalbehältnisse bey Säbrä, welcher in seinem Magen eine Menge Forellen und einen Aal hatte, woraus man sieht, daß sie auch Fische zu sich nehmen, ob man solche wohl nicht für ihre gewöhnliche Nahrung zu halten hat. Denn bey den Gebirgen, wo sich kein Laubholz befindet, frißt er Riedgras, und was da von kleinen Bäumchen zu finden ist. Niederwärts in Gehölzen hält er sich vornehmlich zu seiner
gewöhnlichsten Nahrung, zu Aspen und Weiden. In Westbothnien hatten sie einen Bieber mit Ketten gebunden, der nicht zu zähmen war, ob sie es gleich den ganzen Sommer durch versuchten. Er biß Stöcke ab, und Schweinen, sowol großen als Ferkeln, die ihm zu nahe kamen, biß er die Beine ab, und zeigete, daß er von einer nicht zu zähmenden, wilden und widerspänstigen Art wäre.
§ 8.
Die vornehmsten Arten der Bieberfänge
sind folgende:
Man macht ein Netz von starkem Lachsnetzgarne, fast so dick als eine Schreibefeder, mit weiten Maschen, daß es über einen vollkommenen Hundskopf kann geworfen werden; zwanzig Ellen lang, und drey bis vier Ellen tief. Sie haben, wie andere Netze, Ortstricke von Pferdehaaren, an welche runde Schlingen von Seilen befestiget werden. Durch diese Schlingen zieht man ein anderes starkes Seil, das mit seinen beyden Enden an Stangen auf beyden Ufern befestiget wird, da sich denn an der einen Stange eine Glocke für den Wächter befindet, der daran leicht höret, ob der Bieber das Netz beweget. Diese Netze werden queer über die Flüsse und Mündungen der Bäche gestellet, wo sich der Bieber aufhält, der denn ein solches Netz bald losmachet und zusammen zieht, weil die Schleifen ganz leicht aus den Schnüren gehen, die sich an den obern und untern Ortstricken befinden, so daß er sich gut in das Garn verwickeln kann. Man hat wohl mit einem solchen Netze vier Bieber gefangen, wenn man sie auf die erwähnte Art ausgesehet, und über Nacht hat stehen lassen.
Bey den Bieberjagden, die um Johannis, oder wenn das Wasser am kleinsten ist, angestellt werden, brauchet man solche Netze, welche vorsichtig und ganz stille vor die Löcher und Queergange der Ufer der Flüsse gesetzet werden, die sich an dem Boden zeigen, als wäre ein Weg über den Bach hinunter in die Tiefe ausgeschleift worden, besonders vornen vor dem Baue, auch unten am Teiche, und über
dem langsamer fließenden Wasser des Teiches, denn wenn er gescheucht wird, springt er allezeit den Strom hinaus, wofern er nicht zuvor in dem Netze ist, dabey muß ein Kerl mit einem Spieße mit Wiederhaken sogleich bereit stehen, auf die Ankunft des Biebers acht zu geben, und sobald er merket, daß der Bieber an die letzterwähnten Stellen kömmt, und das Wasser bey seinem Niedergange vom Baue trübe wird, streichet der Bieber den Augenblick fort, da denn der Kerl schnell und stark zustoßen muß. Die hierinnen ungeübt sind, wenden wohl alle Kraft an, aber sie lassen dem Spieße nicht zugleich die gehörige Geschwindigkeit, daher stoßen sie in den Boden des Flusses, und fangen das Thier nicht, welches davon nur einen Stoß, aber kein Loch in seinen festen Balg bekömmt. Die nicht nach dem Netze zu streichen, können auf diese Art mit dem Spieße gefangen werden. Wenn einer bey dem Netze vorbey wischet, muß man weiter hinunter springen, wo queer über den Fluß Untiefen sind, und sich mitten in den Fluß stellen, da man denn sehen muß, wenn er kömmt, sich ihm entgegen zu stellen, doch wird viel Vorsichtigkeit erfodert, ihn da zu stechen, daß man nicht selbst von ihm beschädiget wird. Alte Bieber haben in ihrer ganzen Lebensart allerley Kunstgriffe, und wissen sich besser in Acht zu nehmen, als die Jungen. Wenn alles erzählter maßen wohl angestellet ist, werden die Hunde los gelassen, welche gewöhnt sind, den Bieber aufzusuchen, nieder zu graben, und ihn aus seinen Löchern zu treiben; da denn ein Mann den Hunden helfen, und die Schlupfwinkel hinunter öffnen muß, wo der Hund ihn unerschrocken anfaßt und heraus zieht, bis ihn der Mann schießt, oder mit dem Spieße sticht. Junge Hunde werden leicht beschädiget, aber alte wissen sich gut in Acht zunehmen, und kriechen in die entferntesten Schlupfwinkel, wo sie mit Bellen zu erkennen geben, wo der Mann niedergraben und ihnen helfen soll. Und weil der Schwanz des Biebers ganz steif ist, daß man ihn dabey ohne Gefahr angreifen und halten kann, so bedienet sich der Hund eben des Vottheils
und zieht ihn rückwärts mit dem Schwänze aus seinem Loche. Zuweilen muß der Bau zugleich geöffnet werden, ehe man sie alle findet. So gut auch die Hunde seyn mögen, so thun sie doch mehr Schaden als Nutzen, wenn sie zum Baue gebracht werden, ehe das Netz mit Wache besetzet ist, denn das Bellen der Hunde treibt ihn entweder in die Flucht, oder in Schlupfwinkel; wenn dieses geschieht, muß man die Hunde zurück rufen, und die Verrichtung auf einen andern Tag aufschieben. - Manche sind so hartnäckicht, daß sie mit Rauche müssen aus ihren Schlupfwinkeln vertrieben werden. Bey der Tjyfsjöelbe im Kirchspiele Torp und Medelpad fehlete es vor einigen Jahren an rechten Anstalten, so daß die Leute vor Anstellung der Jagd den Damm einrissen, um das Wasser von den Gängen und dem Baue auf den nächsten Tag abzuzapfen; der Erfolg davon war, daß alle Bieber die Nacht über den Fluß hinauf flohen, so daß keiner auf zwey Meilen weit zu finden war.
In den Wegen vom Ufer hinunter, und wo der Bieber sein Holz fortschleppt, auch wo kleine Landspitzen in die Flüsse gehen, wo man auch dergleichen gebrauchte Wege oft bemerket, ist es am dienlichsten, ihm eine Falle mit zween Stöcken zu stellen, von denen der unterste fast dem Erdreiche gleich geleget wird, der obere aber auf drey Vierthelellen hoch aufgestellet wird, daß er mit seinem aufgestellten Ende zwischen zweene Pfähle fallen kann. Die Falle besteht aus einem schnellen Hebel, der auf einem Queerriegel zwischen den Pfählen ruhet, und mit seinem längern Ende von einer Wiede gehalten wird, die zugleich das kürzere Ende eines kleinern Hebels angreift, der weiter hinunter an einem Pfahl befestiget ist, dessen Schaft mit einem Stocke mit einem Knopfe am andern Pfahle, oder am untern Stocke, fest gehalten wird, in dessen Ende ein zarter Messingdraht ausgespannet wird, eine Queerhand über und längst unter dem Stocke. So bald der Bieber an die Schnur rühret, geht der Schneller, oder der Fallstock mit den Hebeln los, und der Stock fällt über das Thier, dessen Gewichte durch einen andern Stock
muß vermehret werden, der schief auf diesen muß geleget werden, und oben auf ihr Kreuz wird ein großer Stein geleget.
Man brauchet auch mit Nutzen eine Reuse von Fichtenästen, da die Rinde nicht geschält ist, 2 1/4 Ellen lang und 3/4 Ellen breit an jeder Seite ins Gevierte, an beyden Enden gleich weit. Am hintern Ende sehet man ein Gitter von eisernen Stangen, als den Boden ein, das aussieht wie das Bley in den Fenstern, wo die Scheiben aus zusammen gefügten viereckichten Stücken Glas bestehen. Dieses Gitter wird in den viereckichten Riegeln befestiget, die zusammen geschiefet sind, die Reuse zusammen zu halten. Eben so müssen um mehrerer Stärke willen 2 bis 3 solche Riegel an den übrigen Theilen der Stange hinaus gehen, die Aeste zu verbinden. Vor der Oeffnung oder vor dem vordern Ende macht man eine Fallthüre, ebenfalls von Aesten, oder von einem schwarz gebrannten Brete, die mit einem Steine, der daran gebunden ist, aufgestellet wird. Man bedienet sich zum Aufstellen einer Wiede, die mitten an dem Rande der Thüre befestiget wird, und die man hinten um das Ende der Reuse zieht, und weiter hinunter gegen das Mittel führet, da diese Wiede queer durch die Reuse gezogen, und mit dem Ende in der Seite der Reuse die hinaufwärts geht, fest gebunden wird. Bey dem eisernen Gitter bindet man an die Reuse einen Busch grüner Aspenknospen. Diese Reuse wird in den Teich des Biebers eingesenket, vornehmlich zur Frühlingszeit und mit gleichen Steinen an beyden Enden so gestellt, daß die Thüre frey niederfallen kann.
Im Winter wird sie mit Seilen an beyden Enden niedergesenket, die an ein Queerholz oben über dem Eise gebunden sind, daß sie gerade steht.
Wenn der Bieber in die Reuse hinein kriecht, welches er im Frühlinge seiner Nahrung wegen gern thut, so ist ihm die Wiede im Wege, die er also abbeißt, und sogleich gefangen wird, da suchet er denn wohl das Gitter, aber daran zerbricht er seine Zähne, und wird bald darauf erstickt. Wenn man die Reuse lange liegen läßt, ehe man sie ausleeret, kommen andere Bieber darüber und zerbeißen sie.
Man bekömmt auch zuweilen einen erstickten Bieber in Sacke der Zugnetze. Oefterer fangt man sie in Aalhältern, auch mit Stechen, wenn man des Nachts mit Feuer fährt. Wenn er im Winter Löcher in dem Eise der Ströme findet, arbeitet er mit seinen Zähnen eine runde Oeffnung aus. Wenn er jemand zu beißen faßt, thut er großen Schaden, und dringt mit seinen Zähnen durch alles, was er ergreift.
§ 9
Die Bieberbälge und das Biebergeil werden meistens alle von den Jemtlandsfahrern heimlich nach Norwegen verführet: sie bekämen solche von den hiesigen Kaufleuten gewiß eben so gut bezahlet, weil aber diese und mehr dergleichen Waaren ihnen norwegisches Geld verschaffen, für welches sie erhandeln können, was sie vornehmlich verlangen, so bedienen sie sich solcher unlöblicher Auswege, sich Münze, die gänge und gebe ist, zu verschaffen. Nach einem weitläuftigen Umwege führet man diese Waaren wieder von Amsterdam und andern Oertern nach Stockholm.
Das Biebergeil sollte, in Betrachtung der dienlichen Nahrung, die der Bieber hier findet, am besten seyn, und doch findet man es selten tauglich; theils weil das Thier zuweilen zur Unzeit gefangen wird, wenn desselben wenig vorhanden ist, theilsweil mit dem Trocknen desselben nicht recht verfahren wird, da die Leute die Beutel nicht recht in Riemen zerschneiden, und in trockenen und warmen Zimmern dörren. Man verfälschet es auch häufig mit dem Wildpräte und Blute des Biebers, auch mit Ellernrinde und Ziegelmehle.
Das fiüßige Biebergeil (Quickbäfver) wird mit Buttermilch, Schmalz, u. d. g. m. vermenget. Wenn der Bieber Laubholz frißt, ist sein Fleisch nicht so trahnicht, als bey denen, die Riedgras fressen. Aus eben der Ursache ist auch das Biebergeil besser oder schlechter, und findet sich am häufigsten und größten im Vollmonde, besonders um Bartholomäi, wenn er ranzen soll. Im Neumond ist es fiüßig (quick), wie trübe und verfälscht, aber im Vollmonde ganz hell.
Das Wildprät des Biebers wird von allen, die dieses Thier fangen, gegessen, und soll wie Schweinefleisch schmecken. Den Schwanz ißt man auch, und braucht ihn als eine Arztney bey Vieh und Menschen. Wenn die Wehen der Gebährenden nicht zulänglich treiben, oder aufhören, so wird etwas davon zerschnitten, und zu 3 bis 4 Messerspitzen eingegeben, welches die Wehen sicher erreget, die Frucht fortzutreiben. Man brät auch das Oel aus dem Schwänze in eine Pfanne, welches mit dem fiüßigen Biebergeil einerley Wirkung hat. Beyderley Geschlechte des Biebers haben gleiche Beutel mit flüßigem und festem Biebergeil: ein Paar von jeder Art sitzt an beyden Seiten des Ausganges zwischen dem Hintern und den Zeugungsgliedern.
Die vorigen Bleberfänger haben bey ihrer Jagt so gut gewirthschaftet, daß sie nie alle Paare an einer Stelle gefangen, und die Jungen nie angegriffen haben: itzo aber geht man mit ihnen so unbarmherzig um, daß alles, was man bekommen kann, ausgerottet wird, es mag in der Jäger eigene Wälder, oder in andere gehören. Mit dem Schießen des Elendes wird jährlich eben so verfahren. Dabey schoneten die allen jede Stelle 2 bis 3 Jahre, so daß sie immer gleich viel fiengen, und mehr als itzo geschieht. Elende und Bieber gehören unter die nützlichsten und vornehmsten Thiere der nordländischen weitläuftigen Wälder, und verdieneten also wohl eine genauere Aufsicht und ein wirthschaftlicher Verfahren, bey ihrem Fange und bey dem Verkaufe *.
* Einige Beschreibungen, zumal die von den Kunstgriffen, den Bieber zu fangen, hätten verdienet, mit Zeichnungen erläutert zu werden, deswegen ich Verzeihung hoffe, wenn ich manche Stellen nicht deutlicher gegeben habe, als sie im Grundtexte sind. Uebrigens scheint Herr Gisler das meiste aus anderer Nachricht zu haben, da es der Mühe werth gewesen wäre, anzuzeigen, wie man es beobachtet hat, z.E. daß erst dreyjährige Bieber sich paaren. Die Bemerkung des Vollmondes beym Biebergeile dürfte wohl auch in Zweifel gezogen werden. Kästner.